Squamös (Pathologie)
von lateinisch: squama - Schuppe
Englisch: squamoid
Definition
Squamös ist ein pathologischer Fachbegriff, der eine plattenepitheliale Differenzierung von Zellen oder Tumoren beschreibt. Er bezieht sich auf das typische "schuppenförmige" Erscheinungsbild von Plattenepithel.
Histologie
Squamöse Zellen oder Tumoren weisen charakteristische histologische Eigenschaften auf, darunter:
- polygonale Zellform mit deutlichen Zellgrenzen
- eosinophiles, dichtes Zytoplasma
- interzelluläre Brücken (Desmosomen), insbesondere in HE-Färbung erkennbar
- ggf. Verhornung (orthokeratotisch oder parakeratotisch)
- Bildung von Keratinperlen bei gut differenzierten Tumoren
Diese Merkmale lassen sich sowohl in benignen, metaplastischen Epithelien als auch in malignen, squamös differenzierten Karzinomen finden.
Immunhistochemie
Die Diagnose einer squamösen Differenzierung kann durch Immunhistochemie unterstützt werden. Typische Marker sind p40, p63 und CK5/6.
Tumorpathologie
In der Onkologie bezeichnet "squamös" meist Tumoren, die eine plattenepitheliale Differenzierung aufweisen, unabhängig vom Ursprungsgewebe. Der Begriff findet Anwendung in der Klassifikation zahlreicher Karzinome:
- Plattenepithelkarzinom (PEK): vollständig squamös differenziert
- Adenosquamöses Karzinom: gemischt aus Adeno- und Plattenepithelanteilen
- Metaplastisches Mammakarzinom mit squamösen Komponenten
- Urothelkarzinome mit squamöser Differenzierung
- Squamös imponierende Neoplasien, z.B. in der Lunge, Zervix, Anogenitalregion
Auch gutartige Läsionen wie squamöse Papillome werden unter diesem Begriff gefasst.
Differenzialdiagnostik
Die Diagnose einer squamösen Differenzierung sollte immer im Gesamtbild aus Histologie, Klinik und Immunphänotyp gestellt werden. Es existieren mehrere nicht-squamöse Tumoren oder Gewebeveränderungen, die einen plattenepithelialen Charakter nur vortäuschen, z.B.:
- Basalzellkarzinome: können fokal verhornen oder p40 exprimieren
- Myoepitheliale Tumoren (z.B. der Brust oder Speicheldrüsen): sind zwar p63- und p40-positiv, zeigen aber ein myoepitheliales Differenzierungsmuster.
- Adenokarzinome mit solidem oder basaloidem Phänotyp (v.a. in der Lunge): können squamös wirken, sind jedoch meist TTF-1-positiv und p40-negativ.
- Reaktive Plattenepithelmetaplasie (z.B. in der Bronchialschleimhaut)