Spinal-Tap-Test
Synonyme: Liquorablassversuch, Liquorablasstest
Englisch: spinal tap test
Definition
Der Spinal-Tap-Test ist ein Diagnoseverfahren zur Feststellung eines Normaldruckhydrozephalus (NPH), bei dem probatorisch Liquor über eine Lumbalpunktion abgelassen wird. Der Name leitet sich aus der englischen Bezeichnung für die Liquorpunktion ("spinal tap") ab.
Indikation
Der Test dient zur differentialdiagnostischen Abklärung bei Verdacht auf einen Normaldruckhydrozephalus. Er wird zudem zum Stellen der Indikation für eine operative Therapie mittels Shunt eingesetzt.
Durchführung
Im Rahmen des Spinal-Tap-Tests werden einmalig oder wiederholt 30–50 ml Liquor cerebrospinalis mittels einer Lumbalpunktion abgelassen. Alternativ können Liquorentnahmen über eine externe Ventrikeldrainage oder eine Lumbaldrainage erfolgen. Vor und nach der Punktion werden standardisierte Gangtests mit Beurteilung von Gehstrecke und Schrittanzahl durchgeführt. Der Test simuliert hierdurch den klinischen Effekt einer operativen Shunt-Versorgung.
Zusätzlich erfolgt meist eine labormedizinische Liquordiagnostik zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen wie Meningitis oder Meningeosis carcinomatosa.
Interpretation
Eine klinische Besserung nach dem Ablassen des Liquors, insbesondere der charakteristischen Gangstörung, gilt als positives Testergebnis. Zusätzlich können neuropsychologische Kurztests eine Symptombesserung nachweisen. Die maximale Symptombesserung tritt nach etwa 24 bis 48 Stunden auf.
Ein positives Ergebnis stützt die Indikation zur Anlage eines ventrikulo-peritonealen oder ventrikuloatrialen Shunts. Ein fehlendes Ansprechen ("Non-Response") schließt jedoch einen NPH nicht sicher aus und erfordert weitere Diagnostik.
Der Spinal-Tap-Test hat bei manchen Patienten eine Placebowirkung, die man bei der Bewertung berücksichtigen muss. Die Patienten sollten daher möglichst neutral aufgeklärt werden, um keine Erwartungshaltung zu erzeugen, die das Outcome verfälscht.[1]
Ergänzende Verfahren
Ist das Ergebnis des Spinal-Tap-Tests nicht eindeutig positiv, sollten ergänzende diagnostische Verfahren durchgeführt werden:
- Lumbale Liquordrainage über mehrere Tage
- Liquordruckmessung über 2 Tage
- Liquorinfusionstest nach Marmarou
Quellen
- ↑ Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie: Normaldruckhydrozephalus, S1-Leitlinie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, 2018
Literatur
- Spinal-Tap-Test – Pschyrembel, abgerufen am 11.04.2025
- Liquorablassversuch – ars-neurochirurgica, abgerufen am 11.04.2025
- Holle et al., Normaldruckhydrozephalus. In: Diener H et al: Normaldruckhydrozephalus