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Scheinträchtigkeit (Hund)

Synonyme: Pseudogravidität, Lactatio sine graviditate, Lactatio falsa, Laktomanie
Englisch: pseudopregnancy

1. Definition

Als Scheinträchtigkeit bezeichnet man eine hormonell bedingte Veränderung des Gesäuges bei der Hündin, die oftmals auch mit Verhaltensänderungen einhergeht.

2. Ätiologie

Die genaue Ätiologie der Scheinträchtigkeit ist noch (2021) nicht vollständig geklärt. Die hormonellen Änderungen im Laufe des Sexualzyklus der Hündin sind an der Entstehung der Symptome beteiligt.

3. Physiologie

Die Hündin besitzt einen saisonal monoöstrischen Zyklus. Sie wird durchschnittlich alle 6 bis 7 Monate läufig, abhängig von Rasse und Alter sowie weiteren exogenen Einflüssen. Der Sexualzyklus gliedert sich in vier Haupt- und mehrere Nebenphasen:

4. Pathophysiologie

Am Ende des Metöstrus kommt es zu einem physiologischen Abfall der Progesteron-Konzentration unter gleichzeitiger Zunahme von Prolaktin. Aufgrund dieser hormonellen Umstellung - die im Wesentlichen identisch ist mit der hormonellen Umstellung am Ende einer normalen Trächtigkeit - kommt es zu unterschiedlichen Veränderungen des Organismus. Da sich gleichzeitig auch die zelluläre Sensitivität von Prolaktin erhöht, wird die Laktation stimuliert.

5. Klinik

Die hormonellen Änderungen stellen sich in der Regel einige (3 bis 12) Wochen nach der Läufigkeit ein. Sie äußern sich primär durch eine Hyperplasie der Milchdrüse mit Produktion und Abfluss von Milch. Oftmals kommt es gleichzeitig auch zu psychischen Veränderungen unterschiedlichen Ausmaßes wie z.B. charakteristisches Nestbauen, Herumtragen von Spielsachen oder Kleidungsstücken, Aggressivität gegenüber dem Besitzer oder anderen Hunden, Apathie bis hin zu Depression.

6. Therapie

Die Scheinträchtigkeit benötigt in der Regel keine Therapie, da sie durch eine physiologische Umstellung des Hormonhaushalts entsteht. Die Symptome verschwinden meist binnen zwei bis drei Wochen von alleine.

Geringgradige psychische Veränderungen kann man durch gezieltes Ablenken der Hündin (z.B. häufiges Spazierengehen, Spielsachen verräumen u.ä.) weitgehend unterdrücken. Eine ausgeprägte Milchsekretion sowie starke psychische Beeinträchtigungen sind mit Dopamin-Rezeptor-Agonisten (Prolaktinhemmern) wie z.B. Cabergolin (5 µg/kgKG/Tag über 5 bis 10 Tage) behandbar. Die Behandlung sollte ausreichend lange fortgeführt werden, um Rezidive zu verhindern. Eine Verabreichung von Cabergolin in der 2. Hälfte des Metöstrus wirkt zusätzlich luteolytisch und führt zu einer Verkürzung des Zyklusintervalls. Parallel sind lokale Maßnahmen wie z.B. das Auftragen kühlender Salben und das Anlegen von kalten Umschlägen bzw. das Ausmelken der Milchdrüsen hilfreich.

Bei schwerwiegenden Verhaltensstörungen sowie rezidivierendem Auftreten ist eine Kastration (Ovariohysterektomie) indiziert. Die Operation sollte bevorzugt im Anöstrus erfolgen, da sonst erneut mit einer ausgeprägten Scheinträchtigkeit gerechnet werden muss.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

7. Prophylaxe

Die einzige wirksame Prophylaxe ist eine Ovariohysterektomie in der anöstrischen Phase.

8. Literatur

  • Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3

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