Rucksackverband
Synonym: Tornisterverband
Englisch: figure-of-eight bandage
Definition
Der Rucksackverband ist ein spezieller Verband, der in Form einer liegenden Acht den Schultergürtel fixiert. Er wird zur Ruhigstellung bei Klavikulafrakturen eingesetzt.
Anwendung
Der Rucksackverband besteht aus einer Schulterbandage, die in Form einer liegenden Acht um die Schultern gelegt und am Rücken festgezogen wird. Dadurch zieht der Verband die Schultern nach dorsal, was zu einer Stabilisierung des Schultergürtels und einer geraden Rückenhaltung führt. Ziel des Rucksackverbands ist es, ein verkürztes Zusammenwachsen der frakturierten Klavikula zu vermeiden. Gleichzeitig soll eine gewisse Bewegungsfreiheit erhalten bleiben.
Nach dem Anlegen wird der Rucksackverband in der ersten Woche täglich kontrolliert und bei Bedarf nachgezogen. Eine Kompression von Nerven und Gefäßen ist zu vermeiden. I.d.R. wird der Rucksackverband für 3 bis 4 Wochen getragen. Bei Kindern ist die Tragedauer kürzer.
Indikationen
Der Rucksackverband wird vor allem in folgenden Fällen angewendet:
- Klavikulafrakturen (insbesondere nicht dislozierte)
- Luxationen des Sternoklavikulargelenks Grad 1 und 2 (meist für wenige Tage)
Komplikationen
Die Anwendung eines Rucksackverbandes kann zu unerwünschten Komplikationen führen, dazu zählen z.B.:
- Beeinträchtigung des Plexus brachialis
- Schädigung des Nervus axillaris
- Durchblutungsstörungen
- Sensibilitätsstörungen
- Parästhesien
- Armödeme
- Schlafstörungen
Außerdem besteht bei längerem Einsatz das Risiko einer Schultersteife ("frozen shoulder").
Heute (2024) wird die Verwendung eines Rucksackverbands nur noch eingeschränkt empfohlen. Alternativen sind z.B. der Gilchrist-Verband, der Desault-Verband oder einfache Armschlingen, die eine vergleichbare Stabilisierung bei geringerer Komplikationsrate bieten. Bei schwereren Verletzungen können Schulterorthesen oder chirurgische Verfahren zum Einsatz kommen.
Quellen
- Weigand et al., Intensivmedizin compact, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag
- Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie 2023; 161(06): 683 - 699
- Imhoff et al., Checkliste Orthopädie, 4., unveränderte Auflage, Georg Thieme Verlag
- Stannard et al., Spezielle Unfallchirurgie, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag
- Lehmann et al., Frakturen der Klavikula. In: Scheibel M, Brunner U, Expertise Schulter, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag
- Glaab. Frakturen des Schlüsselbeins/Clavicula. Traumatologie für die Hausarztpraxis. 2023
- Schiffer et al. Klavikulaschaftfraktur. Dtsch Arztebl Int. 107(41): 711-7. 2010