Rhesus-Kell-Kompatibilität
Definition
Unter Rhesus-Kell-Kompatibilität versteht man die Kompatibilität von Erythrozytenkonzentraten in den Blutgruppensystemen Rhesus und Kell im Hinblick auf den Empfänger.
Hintergrund
In unkomplizierten Fällen werden Erythrozytenkonzentrate (EK) AB0- und Rhesus-D-kompatibel transfundiert. Die zusätzliche Beachtung der Kompatibilität von Rhesus-Untergruppen und Kell-Eigenschaft ist eine vorbeugende Maßnahme bei der Transfusion, um eine Sensibilisierung des Empfängers gegen Antigene aus dem Rhesus- und Kell-System zu vermeiden.
Eine weitergehende Kompatibilität wird angestrebt bei:
- jungen Frauen (um bei einer zukünftigen Schwangerschaft einem Morbus haemolyticus neonatorum vorzubeugen)
- Patienten, die voraussichtlich langfristen Transfusionsbedarf haben, z.B. in der Onkologie
- Patienten, die bereits irreguläre erythrozytäre Antikörper gebildet haben
- Patienten, bei denen die serologische Verträglichkeitsprobe nicht sicher bewertet werden kann, z.B. bei autoimmunhämolytischer Anämie oder Therapie mit Daratumumab bzw. Isatuximab
Diese Vorgehensweise wurde 2017 auch in die Hämotherapie-Richtlinien der Bundesärztekammer aufgenommen.
Die Rhesus-Kell-Kompatibilität wird erreicht, indem nur solche EK zur Transfusion ausgewählt werden, deren Rhesus- und Kell-Merkmale auch der Patient hat. Voraussetzung ist die Typisierung des Patienten im Rhesus- und Kell-System. Bei den Erythrozytenkonzentraten werden Rhesus-Formel und Kell-Eigenschaft immer angegeben, so dass kein zusätzlicher Aufwand entsteht.
Bei Patienten, die voraussichtlich lebenslang auf EK-Transfusionen angewiesen sind, z.B. bei Sichelzellanämie, gibt es auch Forderungen, die vorbeugende Verwendung kompatibler EK auf weitere Blutgruppensysteme auszudehnen. Insbesondere wird eine Kompatibilität im Duffy- und Kidd-System angestrebt.
Rhesus-Kompatibilität
Rhesus-kompatibel heißt nicht, dass die Rhesus-Formeln von Patient und EK identisch sein müssen. Das EK darf nur keine Rhesus-Buchstaben tragen, die der Patient selbst nicht hat. Beispiel: bei der häufigsten Rhesus-Formel CcD.ee sind EK mit der Rhesus-Formel CCD.ee kompatibel, solche mit ccD.Ee dagegen nicht. Ein Rhesus-negatives EK (ccddee) ist ebenfalls kompatibel, da d kein eigenes Antigen ist, sondern nur die Abwesenheit des D-Merkmals beschreibt.
Bei häufigen Rhesus-Formeln ist die Beachtung der Kompatibilität nicht schwierig, bei seltenen Rhesus-Formeln kann sie durchaus aufwändig sein. Die Formel ccD.EE kommt z.B. nur bei 3% der Population vor, unter 33 EK findet sich statistisch also nur ein Passendes. Bei größerem Bedarf müssen kompatible EK beim Blutspendedienst bestellt werden. Die allgemein als "universalverträglich" betrachteten Rhesus-negativen EK (Formel ccddee) sind gegenüber ccD.EE inkompatibel.
Kell-Kompatibilität
Die Kell-Kompatibilität ist meistens kein Problem, da über 90% der Population Kell-negativ (kk) sind und mit Kell-negativen EK versorgt werden. Kell-positive (Kk) Patienten können Kell-positive (Kk)oder Kell-negative (kk) EK bekommen. Einen Sonderfall stellen Patienten dar, die reinerbig Kell-positiv (KK) sind. Die Häufigkeit dieser Konstellation beträgt nur ca. 0,4%, d.h. kompatible EK sind kaum verfügbar. Daher kann (und muss) die Kompatibilität nur beachtet werden, wenn ein Patient tatsächlich Anti-k gebildet hat.
um diese Funktion zu nutzen.