Renaler Perfusionsdruck
Englisch: renal perfusion pressure
Definition
Der renale Perfusionsdruck, kurz RPP, ist der Druckgradient, der den Blutfluss durch die Niere antreibt. Er wird i.d.R. als Differenz zwischen dem mittleren arteriellen Druck (MAP) und dem zentralen Venendruck (ZVD) — als Näherungswert für den renalen venösen Druck — berechnet.
Regulation
Die Regulation des renalen Perfusionsdruck erfolgt primär durch die intrarenale Autoregulation, insbesondere das tubuloglomeruläre Feedback. Die Autoregulationsmechanismen halten den renalen Blutfluss und die glomeruläre Filtrationsrate innerhalb eines weiten Bereichs des Perfusionsdrucks (ca. 80–180 mmHg) konstant, indem sie den Tonus der afferenten Arteriolen anpassen.
Klinik
Im klinischen Alltag hat der renale Perfusionsdruck eine hohe Relevanz:
Ein verminderter Perfusionsdruck ist ein unabhängiger Risikofaktor für eine akute Nierenschädigung (AKI). Besonders bei kritisch kranken Patienten kann es zur gestörten Autoregulation in Kombination mit arterieller Hypotonie und erhöhten venösen Drücken kommen. Diese Kombination beobachtet man häufig bei septischen Schock, Volumenüberladung (Herzinsuffizienz) und erhöhtem intraabdominalem Druck im Rahmen von großen chirurgischen Eingriffen oder portaler Hypertension.
In solchen Situationen ist neben der Beurteilung des MAP die Berücksichtigung des venösen Rückstaus (ZVD, intraabdominaler Druck, Beatmungsdruck) essenziell für die Beurteilung und Therapie. Die Optimierung des renalen Perfusionsdrucks durch gezielte Volumentherapie, Vasopressoren und die Kontrolle des venösen Rückstaus kann das Risiko für AKI senken.
Quellen
- Panwar et al. Renal perfusion pressure: role and implications in critical illness. Ann Intensive Care. 15(1):115. 2025
- Carlström et al. Renal autoregulation in health and disease. Physiol Rev. 95(2):405-511. 2015