Rückenmarkmetastase
Synonyme: intramedulläre Metastase, Rückenmarksmetastase
Englisch: initramedullary spinal metastasis
1. Definition
Eine Rückenmarkmetastase ist die im Rückenmark angesiedelte Tochtergeschwulst (Metastase) eines malignen Tumors.
2. Epidemiologie
Rückenmarkmetastasen machen 8,5 % der Metastasen des Zentralnervensystems und 5 % aller intramedullären Läsionen aus. Ungefähr 1/3 der Patienten weisen gleichzeitig Hirnmetastasen und 1/4 leptomeningeale Metastasen auf.
3. Ätiologie
Bronchialkarzinome sind in 50 % d.F. für Rückenmarkmetastasen verantwortlich. Andere Tumoren sind z.B. Mammakarzinome, Lymphome, Leukämie, maligne Melanome, Nierenzellkarzinome, kolorekatale Karzinome oder Ovarialkarzinome.
4. Pathophysiologie
Rückenmarkmetastasen können auf drei Wegen entstehen;
- Tumorwachstum entlang der Virchow-Robin-Räume
- hämatogene Dissemination
- direkte Ausbreitung aus den Leptomeningen
5. Klinik
Am häufigsten ist das Zervikalmark betroffen, gefolgt vom Thorakalmark und Lumbalmark. Rückenmarkmetastasen können zu Paresen, Parästhesien, Schmerzen sowie Darm- und Blasenfunktionsstörungen führen.
6. Radiologie
6.1. Computertomographie
In der Computertomographie (CT) können hypervaskularisierte Metastasen als Kontrastmittel-aufnehmende intraspinale Läsionen erkennbar sein.
6.2. Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) sind Rückenmarkmetastasen oft gut abgrenzbar. Assoziierte Zysten sind im Gegensatz zu primären Rückenmarkstumoren selten. Meist zeigen die Metastasen folgende Signalcharakteristika:
- T1w: hypointens
- T2w: hyperintens. Ausgeprägtes Ödem
- T1w-KM: starkes Enhancement (> 80 % d.F.). Im sagittalen Bild Rim Sign (periphere schmale Region mit verstärktem Enhancement) und Flame Sign (unscharf begrenzte, dreieckige Ausdehnung des Enhancement ober- und unterhalb der Läsion).[1]
7. Differenzialdiagnosen
- Andere Rückenmarkstumoren: z.B. Ependymom, Astrozytom, Hämangioblastom
- Transverse Myelitis: meist ist das Rückenmark langstreckiger betroffen. Variables Kontrastmittelenhancement.
- Multiple Sklerose: weniger ausgeprägtes Ödem. Meist multiple Läsionen, die je nach Aktivität auch kein Enhancement aufweisen müssen.
- Syrinx: zentrale zystische Läsion. Kein Enhancement.
8. Therapie
Rückenmarkmetastasen werden i.d.R. bestrahlt. Glukokortikoide dienen der Ödemreduktion.
9. Prognose
Bis zu zwei Drittel der Patienten versterben innerhalb von 6 Monaten nach Diagnosestellung.
10. Quellen
- ↑ Rykken JB et al. Rim and flame signs: postgadolinium MRI findings specific for non-CNS intramedullary spinal cord metastases, AJNR Am J Neuroradiol. 2013 Apr;34(4):908-15, abgerufen am 27.03.2022