Pulmonalinsuffizienz (Pferd)
Synonym: Pulmonalklappeninsuffizienz
Englisch: pulmonic regurgitation/insufficiency, PR
Definition
Die Pulmonalinsuffizienz ist ein Herzklappenfehler beim Pferd, der durch einen unzureichenden Schluss der Pulmonalklappe gekennzeichnet ist.
Anatomie
In die Austreibungsbahn des rechten Ventrikels (Ventriculus cordis dexter), auch Truncus pulmonalis genannt, ist eine Taschenklappe integriert. Diese als Pulmonalklappe (Valva trunci pulmonalis) bezeichnete Herzklappe besteht aus drei halbmondförmigen und schwalbennestartig angeordneten Valvulae, deren konvexe Flächen zum Ventrikel gerichtet sind:
- Valvula semilunaris dextra: rechts-kranial
- Valvula semilunaris sinistra: kaudal
- Valvula semilunaris intermedia: links-kranial
Die freien Ränder der Taschenklappen sind mittig zu Knötchen (Noduli valvularum semilunarium) verdickt. Diese Knötchen dienen einem verbesserten Klappenschluss. Sehnenfäden (Chordae tendineae) sowie Papillarmuskeln (Musculi papillares) sind bei dieser Klappenkonstruktion nicht notwendig.
Epidemiologie
Pulmonalinsuffizienzen treten beim Pferd nur äußerst selten auf.
Ätiologie
Eine Pulmonalinsuffizienz entsteht meist sekundär infolge anderer Erkrankungen, z.B. pulmonale Hypertonie, durch Rechtsherzinsuffizienz oder aufgrund einer infektiösen Endokarditis.
Pathogenese
Durch den insuffizienten Klappenschluss strömt während der Diastole Blut aus den Pulmalarterien (Arteriae pulmonales) in den rechten Ventrikel zurück. Dieser wird durch das zusätzliche Volumen überlastet, sodass es in weiterer Folge zu einer Dilatation der Herzkammer und zu einer Verringerung der effektiven Pumpleistung kommt. Übersteigt das zwischen dem Truncus pulmonalis und dem rechten Ventrikel hin und her pendelnde Blut die Kompensationsmechanismen der Herzmuskulatur, entwickelt sich eine Rechtsherzinsuffizienz mit allen begleitenden Symptomen (z.B. Aszites).
Klinik
Aufgrund der Ätiopathogenese überlagern häufig die Symptome der Grunderkrankung die klinischen Anzeichen einer Pulmonalinsuffizienz. In ausgeprägten Fällen entwickeln sich Symptome einer Rechtsherzinsuffizienz, u.a. Aszites, Zyanose und gestaute Bauchorgane.
Diagnose
Anamnese sowie klinische Untersuchung geben erste Hinweise auf eine Erkrankung des Herzens.
Bei der Auskultation ist aufgrund der niedrigen Druckverhältnisse im rechten Herz häufig kein Herzgeräusch feststellbar. Hochgradige Insuffizienzen (die schon zu einer pulmonalen Hypertonie geführt haben) zeigen sich in einem holodiastolischen Herzgeräusch mit Punctum maximum im 3. Interkostalraum auf der linken Thoraxseite. Bei der Echokardiographie (Diagnostikum der Wahl) kann die Größenausdehung des rechten Ventrikels und mittels Doppler-Sonographie der Grad der Regurgitation dargestellt werden.
Therapie
Für die Pulmonalinsuffizienz existiert derzeit (2020) keine kausale Therapie. Bei pulmonaler Hypertonie kann eine Therapie mit ACE-Hemmern versucht werden.
Literatur
- Marr CM. Cardiac murmurs: valvular regurgitation and insufficiency. In: Marr CM, Bowen IM (Editors). 2010. Cardiology of the horse. Second edition. Saunders Elsevier Limited. 207-2016. ISBN: 978-0-7020-2817-5
- Gehlen H, Hopster-Iversen C, Schmitz RR. Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 237-283. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Salomon FV, Geyer H, Uwe G. 2008. Anatomie für die Tiermedizin. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1075-1
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