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Platelet Function Analyzer

1. Definition

Der Platelet Function Analyzer oder PFA-200 (früher PFA-100) ist ein labormedizinisches Messgerät zur orientierenden Untersuchung der Thrombozytenfunktion. Es wird zur Thrombozytenfunktionsdiagnostik eingesetzt. Das Gerät wurde früher von Dade-Behring vermarktet, heute von Siemens Healthineers.

2. Methodik

Beim Platelet Function Analyzer wird gepuffertes Citratblut unter hoher Schubspannung durch eine Messkapillare geführt. Das Messgerät saugt die Probe durch eine 0,15 mm weite Membranöffnung am Ende der Messkapillare, die mit Kollagen und Adenosindiphosphat (PFA-ADP) oder Kollagen und Adrenalin (engl. Epinephrin, daher PFA-EPI) beschichtet ist. Dabei wird die Zeit in Sekunden (s) gemessen, nach der es durch Thrombozytenaggregation zum Verschluss der Membranöffnung kommt. Die gebrauchten Messzellen werden verworfen (single-unit-use). Neben der PFA-ADP- und der PFA-EPI-Kassette bietet Siemens noch eine spezielle INNOVANCE® PFA-P2Y-Messzelle zur Kontrolle der Wirkung von P2Y12-Antagonisten an.

Das Verfahren wird gern als "in-vitro-Blutungszeit" bezeichnet, da die Aussage mit der klassischen Blutungszeit vergleichbar sein soll. Das Messergebnis ist die so genannte Verschlusszeit (in Sekunden).

3. Material

  • pH-gepuffertes Citrat-Vollblut

Bei der Probengewinnung muss ein Schüt­teln der Probe vermieden werden, sorgfältiges Mischen ist allerdings notwendig. Die Kanülen sollten ausreichend weit sein und das Blut muss mit geringem Sog aspiriert werden, da Scherkräfte die Thrombozyten aktivieren können. Die Probe darf nicht gekühlt werden und die Transportzeit bis zum Labor muss unter 2 h betragen. Die Ver­wen­dung von dün­nen Kanülen bei der Blutentnahme kann zu fehlerhaften Werten führen.

Da Citratblut-Monovetten im Labor üblicherweise zuerst zentrifugiert werden, empfiehlt es sich, Röhrchen für eine PFA-Untersuchung auffällig zu kennzeichnen. Nach Zentrifugation ist das Material unbrauchbar.

4. Referenzbereich

  • Verschlusszeit PFA-EPI: < 180 s
  • Verschlusszeit PFA-ADP: < 120 s
  • Verschlusszeit PFA-P2Y: < 106 s

Die Referenzwerte sind nicht methodenabhängig, da es sich um ein proprietäres, quasi-standardisiertes Verfahren handelt.

5. Interpretation

Die PFA-EPI-Messzelle dient zum Screening, die PFA-ADP-Messzelle zur Bestätigungtestung, wenn die erste Messung auffällig ist.

Bei Vorliegen einer Thrombozytenfunktionsstörung sind beide Werte erhöht, d.h. die Zeit bis zur Ausbildung eines Thrombozytenpfropfs an der Membranpore ist verlängert. Eine Verschlusszeit PFA-EPI unter 180 Sekunden schließt hingegen einen signifikanten Defekt der Thrombozytenfunktion weitgehend aus. Eine isolierte Erhöhung der Verschlusszeit PFA-EPI weist auf die Einnahme von Acetylsalicylsäure bzw. Acetylsalicylsäure-ähnlichen Thrombozytenaggregationshemmern hin.

Die Methode zeigt eine relativ hohe Sensitivität (85 bis 100 %) und Spezifität (> 95 %) im Rahmen der Diagnostik des von-Willebrand-Syndroms - mit Ausnahme des von-Willebrand-Syndroms vom Typ 2 N. Es besteht keine enge Korrelation zum Thrombose- oder Blutungsrisiko.

6. Störfaktoren

Bei einer Thrombozytenzahl unter 100.000/µl oder einem Hämatokrit unter 30 % ist die Untersuchung nicht aussagekräftig, da die Verschlusszeit falsch verlängert sein kann.

Ein fehlerhaft kurze Ver­schluss­zeit entsteht analog bei hohem Hämatokrit (> 50 %) oder hoher Thrombozytenzahl (> 500.000/μl). Ferner kann eine Kryoglobulinämie die Verschlusszeit verkürzen.

7. Literatur

8. Weblinks

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17.11.2022, 12:31
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