HAGL-Läsion
Englisch: HAGL lesion, humeral avulsion of the glenohumeral ligament
Definition
Die HAGL-Läsion ist eine Bandverletzung des Ligamentum glenohumerale inferius (IGHL), bei der das Band in der Nähe seines Ansatzes am Collum anatomicum des Humerus ausreißt. Das Akronym HAGL steht für "Humeral Avulsion of the Glenohumeral Ligament".
Epidemiologie
HAGL-Läsionen treten häufig bei jungen Männern auf, die Kontaktsportarten betreiben. Das Haupterkrankungsalter liegt zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.
Ätiologie
Eine HAGL-Läsion entsteht bei etwa 5 bis 10 % der Schulterluxationen, wobei von einer höheren Dunkelziffer ausgegangen wird. Eine weitere Ursache sind repetitive Mikrotraumen, insbesondere bei Volleyballspielern.
Begleitverletzungen
Begleitend können weitere Folgen einer vorderen Schulterluxation vorliegend, z.B.:
- Subscapularissehnenruptur
- Hill-Sachs-Läsion
- Verletzungen des anterioren Labrums (z.B. Bankart-Läsion)
Traumatische Verletzungen der Gelenkkapsel können ebenfalls das Ligamentum glenohumerale medium und superius betreffen.
Einteilung
- HAGL-Läsion mit gerissener Insertion des anterioren Zügels des IGHL: häufigste Form. Tritt im Rahmen einer vorderen Schulterluxation auf. Die Verletzung kann sich in den Recessus axillaris und in den posterioren Zügel des IGHL ausdehnen.
- HAGL-Läsion im Bereich des Recessus axillaris mit intaktem anteriorem Zügel des IGHL: meist bei inferiorer Schulterluxation.
- posteriores HAGL (pHAGL): Riss des posterioren Zügels im Rahmen einer hinteren Schulterluxation
- knöcherne Avulsion des IGHL (bony HAGL bzw. bHAGL)
- Floating IGHL: Abriss des IGHL sowohl am Humerus als auch am Glenoid
Eine komplette Ruptur sowohl des anterioren als auch posterioren Zügels des IGHL ist sehr selten. Umgekehrt sind Zerrungen des IGHL, die zu einer Hyperlaxizität führen können, mit 15 bis 30 % häufig bei einer Schulterluxation.
Klinik
HAGL-Läsionen verursachen vorne lokalisierte Schulterschmerzen, insbesondere Bewegungsschmerzen bei Abduktion und Außenrotation. Weiterhin erhöhen sie das Risiko einer Schulterinstabilität, die in 2 bis 10 % der Fälle auftreten kann.
Diagnostik
Eine HAGL-Läsion wird mittels MRT der Schulter diagnostiziert. Es zeigt sich eine Ablösung der signalgeminderten Fasern des IGHL vom proximalen Humerus. Weiterhin können ein perifokales Ödem und Hämatom auffallen. Der normalerweise U-förmige inferiore Recessus erscheint vom Humerus weggezogen. In koronaren Schichten erscheint der Recessus dann als "J" (rechts) bzw. "umgekehrtes J" (links), was als J-Zeichen bezeichnet wird.
In der MR-Arthrographie fällt bei einer akuten HAGL- oder einer persistierenden chronischen HAGL-Läsion eine Kontrastmittelübergang durch den Riss auf.
Differenzialdiagnosen
Der Ausriss des Bandes am Glenoid wird als GAGL-Läsion bezeichnet, wobei auch diese Avulsion mit einem Knochenfragment einhergehen kann. Bei Verletzung des labroligamentösen Komplexes spricht man von einer Bankart-Läsion.
Seltener kann auch der mittlere Bandabschnitt des IGHL gerissen sein.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von Begleitverletzungen und der resultierenden Schulterinstabilität. Kleine Verletzungen ohne Instabilität können durch konservative Therapie ausheilen. Bei großen Veletzungen oder Instabilität erfolgt eine chirurgische kapsuloligamentöse Reparatur.
Peer-Review durch Bijan Fink |
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