Ohtahara-Syndrom
nach dem japanischen Epileptologen Shunsuke Ohtahara
Englisch: Ohtahara syndrome, early infantile epileptic encephalopathy with suppression-bursts (EIEE)
Definition
Das Ohtahara-Syndrom ist ein schwer verlaufendes frühkindliches Epilepsiesyndrom, das sich in den ersten drei Lebensmonaten manifestiert. Es ist gekennzeichnet durch häufige, schwer zu kontrollierende Anfälle und eine ausgeprägte Entwicklungsverzögerung. Das EEG zeigt ein charakteristisches Burst-Suppression-Muster.
Epidemiologie
Das Ohtahara-Syndrom ist selten, mit einer geschätzten Inzidenz von weniger als 1 pro 100.000 Lebendgeburten. Die Erkrankung betrifft beide Geschlechter gleichermaßen.
Ätiologie
Verschiedene Ursachen können zur Entstehung eines Ohtahara-Syndroms führen. Ein Teil der Fälle geht auf Mutationen in unterschiedlichen Genen zurück. Dazu gehören das ARX-Gen an Genlokus Xp22.13, das CDKL5-Gen an Genlokus Xp22, das SL25A22-Gen an Genlokus 11p15.5 und das STXBP1-Gen an Genlokus 9q34.1. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um De-novo-Mutationen.
Darüber hinaus können strukturelle Gehirnveränderungen und -malformationen (z.B. Porenzephalie oder Hemimegalenzephalie) sowie metabolische Ursachen (Cytochrom-C-Oxidase-Mangel oder Carnitin-Palmityltransferase-II-Mangel zur Entstehung des Ohtahara-Syndroms führen.
Klinik
Die Symptome des Ohtahara-Syndroms treten in den ersten drei Lebensmonaten, häufig sogar in den ersten Lebenswochen auf.
Betroffene Neugeborene fallen durch eine muskuläre Hypotonie und einen schwachen Saugreflex auf. Zentrales Symptom sind generalisierte, symmetrische, tonische Spasmen. Diese äußern sich durch eine Versteifung der Muskulatur, eine Blickwendung nach oben, dilatierte Pupillen und eine veränderte Atmung. Die Spasmen können einzeln oder in Clustern und mehrere 100 Mal pro Tag auftreten. Die Anfälle treten sowohl im Wachzustand, als auch im Schlaf auf. In etwa einem Drittel der Fälle manifestieren sich weitere Anfallsarten (generalisierte tonisch-klonische Anfälle, fokale motorische Anfälle und Hemikonvulsionen, selten Myoklonien). Es kommt zu einer schweren globalen Entwicklungsverzögerung und neurologischen Beeinträchtigungen.
In einigen Fällen entwickelt sich aus dem Ohtahara-Syndrom im Verlauf ein West-Syndrom und später ein Lennox-Gastaut-Syndrom.
Die betroffenen Kinder versterben häufig an allgemeinen Komplikationen, wie z.B. Lungenentzündungen.
Diagnostik
Die Diagnose des Ohtahara-Syndroms basiert auf der klinischen Präsentation und den EEG-Befunden.
Im EEG zeigt sich ein charakteristisches Burst-Suppression-Muster. Dabei wechseln sich Phasen hochfrequenter epileptiformer Aktivität (Bursts) mit Phasen niedriger Voltage (Suppression) ab.
MRT-morphologisch sind häufig strukturelle Auffälligkeiten zu sehen.
Differenzialdiagnose
Zu den möglichen Differenzialdiagnosen gehören andere Syndrome, die zu einer epileptischen Enzephalopathie führen, wie z.B. das West-Syndrom.
Therapie
Es gibt bislang (2024) keine kausale Therapie für das Ohtahara-Syndrom. Die Anfälle können nur schlecht mit anfallssuppressiven Medikamenten kontrolliert werden. Es gibt Berichte über den positiven Einfluss einer ketogenen Diät auf die Häufigkeit der Anfälle.
Ebenso kann die Therapie eventuell zugrundeliegender metabolischer Störungen zu einer Reduktion der Anfälle führen. Patienten mit strukturellen Fehlbildungen können teils von epilepsiechirurgischen Therapien profitieren.
Prognose
Die Prognose des Ohtahara-Syndroms ist in der Regel schlecht. Die meisten Kinder entwickeln eine schwere Entwicklungsstörung. Etwa 50 % der Patienten sterben bereits vor Vollendung des 2. Lebensjahrs.
Literatur
- mgz-muenchen.de – Epileptische Enzephalopathie, Ohtahara-Syndrom (STXBP1-assoziiert), abgerufen am 31.05.2024
- ninds.nih.gov – Ohtahara Syndrome, abgerufen am 31.05.2024
- Beal et al., Early-onset epileptic encephalopathies: Ohtahara syndrome and early myoclonic encephalopathy, Pediatr Neurol., 2012
- Ohtahara et al., Ohtahara syndrome: with special reference to its developmental aspects for differentiating from early myoclonic encephalopathy, Epilepsy Res., 2006
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