Nissl-Scholle
Synonyme: Tigroid-Scholle, Tigroid-Substanz, Substantia tigroidea (obsolet), Nissl-Substanz
Englisch: Nissl body, Nissl granule, tigroid body
Definition
Nissl-Schollen sind die nach dem Münchener Neurologen und Psychiater Franz Nissl benannten Zellorganellen im Perikaryon von Nervenzellen. Nissl-Schollen entsprechen Ansammlungen von rauem endoplasmatischen Retikulum (rER) und freien Ribosomen.
Histologie
Angefärbt mit basischen Farbstoffen sind Nissl-Schollen unter dem Lichtmikroskop als schollenförmige Strukturen sichtbar (Nissl-Färbung). Sie sind in sämtlichen Bereichen des Zytoplasmas insbesondere in den Ursprungsregionen der Dendriten lokalisiert, mit Ausnahme des Axonhügels und dem weiterführenden Axon. Nissl-Schollen sind Ausdruck intensiver Proteinbiosynthese.
Die morphologische Ausprägung der Nissl-Schollen unterscheidet sich in den einzelnen Nervenzelltypen und liegt bei bestimmten Krankheitsbildern verändert vor.
Pathohistologie
Bei neuronaler Schädigung, z.B. durch Axotomie oder Hypoxie, kann es zur Auflösung der Nissl-Schollen kommen. Dabei verschwinden die basophilen Strukturen und das Soma erscheint hypochrom bzw. vakuolisiert. Dieser Vorgang wird als Chromatolyse bezeichnet.
Eine Hypertrophie oder Hyperchromasie können hingegen bei erhöhtem Synthesebedarf auftreten, wie es nach einer (mechanischen) Reizung von Axon bzw. Dendriten oder im Rahmen neurodegenerativer Erkrankungen der Fall sein kann.
Bei bestimmten Erkrankungen wie der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) oder Morbus Alzheimer sind die Nissl-Schollen meist morphologisch verändert oder unregelmäßig verteilt.