Chromatolyse
Synonym: Tigrolyse
Englisch: chromatolysis
Definition
Chromatolyse bezeichnet den Zerfall der Nissl-Schollen in Nervenzellen infolge einer Zellschädigung oder axonalen Schädigung.
Histologie
Die Nissl-Schollen (auch Nissl-Substanz) sind eine Ansammlung von rauem endoplasmatischen Retikulum (RER) sowie freien Ribosomen. Bei der Chromatolyse kommt es zu charakteristischen Veränderungen:
- Auflösung der Nissl-Substanz: Die basophilen Ribosomen lösen sich auf, weshalb die Zelle in der Nissl-Färbung weniger strukturiert erscheint.
- Exzentrischer Zellkern: Der Nukleus wird aus seiner üblicherweise zentralen Lage in die Peripherie der Zelle verlagert.
- Zellschwellung: Das Perikaryon erscheint vergrößert und hypochromatisch.
Funktionell sind diese Veränderungen auf eine gesteigerte Syntheseaktivität der Zelle zurückzuführen, die der Regeneration des geschädigten (peripheren) Axons dient. Dieser Vorgang wird auch als „zentrale Reaktion“ bezeichnet.
Ursachen
Die Chromatolyse tritt typischerweise innerhalb von 1-2 Tagen nach der Schädigung auf. Mögliche Ursachen sind:
- Axonale Läsionen, z.B. traumatisch, ischämisch oder entzündlich
- neurotoxische Schäden
- metabolische Störungen
- Virusinfekte
- lokale Hypoxie
Verlauf
Eine Chromatolyse kann reversibel sein, sofern die Regeneration erfolgreich verläuft. Es ist aber auch ein Übergang in die Apoptose möglich.
Literatur
- Kandel ER et al.: Principles of Neural Science. 6th ed. McGraw-Hill, 2021.