Zirkumventrikuläres Organ
Synonyme: ZVO, Neurohämalorgan
Englisch: circumventricular organ
Definition
Als zirkumventrikuläre Organe, kurz ZVO, werden eng umschriebene Areale in der Wand des dritten und vierten Hirnventrikels bezeichnet, an denen die Blut-Hirn-Schranke unterbrochen ist. Da sie den weitgehend freien Austausch von Stoffen zwischen dem Gefäßsystem und dem Nervengewebe ermöglichen, spricht man auch von neurohämalen Regionen.
Anm.: In manchen Lehrbüchern wird der Begriff "neurohämale Region" nur für die Eminentia mediana verwendet.
Histologie
Die Oberfläche der zirkumventrikulären Organe bildet eine verdickte Schicht von Ependymozyten. Die Ependymzellen nehmen dabei eine besondere Form an: Sie sind auffällig lang gestreckt, weshalb man sie auch als Tanyzyten bezeichnet. Zum Ventrikellumen hin sind sie mittels Tight Junctions (Zonulae occludentes) eng vernetzt, so dass subependymal ein eigener abgeschlossener Extrazellulärraum für den Stoffaustausch entsteht. In diesem Raum befindet sich ein Plexus fenestrierter Kapillaren.
Organe
Zu den zirkumventrikulären Organen zählen:
- Neurohypophyse
- Eminentia mediana
- Organum vasculosum laminae terminalis (OVLT)
- Organum subfornicale (Subfornikalorgan, SFO)
- Organum subcommissurale (Subkommissuralorgan, SCO)
- Glandula pinealis
- Area postrema
- Plexus choroideus
Funktion
Die zirkumventrikulären Organe stellen neurohämale Kommunikationskontakte dar, die eine Vernetzung von Blut, Endokrinium und Nervensystem ermöglichen.
Sie sind als Schaltstellen beteiligt an:
- der zentralnervösen Steuerung des Hormonhaushaltes (Hypophyse und Eminentia mediana) mittels Hormonfreisetzung und rezeptiver Messung der Hormonkonzentration im Sinne einer negativen Rückkopplung
- der Regulation von Körpertemperatur und Blutosmolarität über entsprechende Rezeptoren und hypothalamische Projektionen von OVLT und SFO
- der dopaminergen Triggerung des Brechreflexes über Rezeptoren der Area postrema.
um diese Funktion zu nutzen.