Netilmicin
Handelsnamen: Nettacin®; Certomycin®, Netromycin®
Englisch: netilmicin
Definition
Netilmicin ist ein Aminoglykosidantibiotikum, das topisch bei Augeninfektionen eingesetzt wird. Ursprünglich wurde es parenteral angewandt; in dieser Anwendung ist es aufgrund seines Nebenwirkungsprofils jedoch nicht mehr zugelassen.
Wirkmechanismus
Netilmicin hemmt die bakterielle Proteinbiosynthese: Es bindet an die 30S-Untereinheit des Ribosoms und führt zum Einbau falscher Aminosäuren während der Translation. Die so entstehenden Nonsense-Proteine führen zum Zelltod.
Im Vergleich zu anderen Aminoglykosidantibiotika ist Netilmicin weniger anfällig dafür, durch bakterielle Enzyme inaktiviert zu werden. Es hat ein breites Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien und wirkt auch gegen Gentamicin-resistente Stämme.
Indikation
- lokale Behandlung externer Infektionen des Auges und seiner Anhangsgebilde
Darreichungsformen
Netilmicin ist in Form von Augentropfen erhältlich.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt dreimal täglich einen oder zwei Tropfen in das betroffene Auge. Die Behandlungsdauer beträgt – außer bei refraktären oder komplizierten Infektionen - 5 Tage.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Augenreizung, Bindehauthyperämie
- Ausschlag am Augenlid, Augenlidödem, Augenjucken
- Urtikaria
Wechselwirkungen
- Netilmicin ist potentiell nephro- und ototoxisch. Die gleichzeitige Anwendung von oto- oder nephrotoxischen Substanzen (z.B. Cisplatin, Streptomycin, Vancomycin, Furosemid) sollte vorsichtig erfolgen.
- Die Kombination mit Beta-Laktam-Antibiotika kann zu einer gegenseitigen Wirkungsminderung führen.
Im Allgemeinen sind Wechselwirkungen jedoch selten, da der Wirkstoff bei sachgemäßer Anwendung nicht resorbiert wird.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Aminoglykosidantibiotika
- Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren