Muskelsummenaktionspotential
Synonym: Muskelsummenaktionspotenzial
Englisch: compound muscle action potential, CMAP
Definition
Das Muskelsummenaktionspotential, kurz MSAP, ist die elektrische Gesamtantwort der motorischen Einheiten eines Muskels auf die elektrische Stimulation des versorgenden motorischen Nervs. Es stellt die Summe der Aktionspotentiale aller erregten Muskelfasern dar und wird durch Oberflächenelektroden im Rahmen der Elektromyographie (EMG) erfasst.
Physiologie
Nach elektrischer Reizung eines motorischen Nervs breitet sich das Aktionspotential entlang der motorischen Axone aus und erreicht die neuromuskuläre Endplatte. Dort führt die synaptische Übertragung zur Depolarisation der Muskelfasern. Die gleichzeitige Aktivierung vieler Fasern summiert sich extrazellulär zum messbaren MSAP.
Durchführung
- Stimulation: Elektrische Reizung des motorischen Nervs (z.B. Nervus medianus am Handgelenk).
- Ableitung: Oberflächenelektroden über dem Zielmuskel (z.B. Musculus abductor pollicis brevis).
Gemessene Parameter sind u.a.:
- Amplitude (mV) – spiegelt die Anzahl funktionsfähiger Muskelfasern wider.
- Latenz (ms) – Zeit bis zum Eintreffen des Signals, bestimmt durch die synaptische und axonale Leitungszeit.
- Dauer/Form – gibt Hinweise auf die Synchronität der Faseraktivierung.
- Nervenleitgeschwindigkeit (m/s) – aus Latenzdifferenzen zwischen proximaler und distaler Stimulation berechnet.
Das MSAP wird häufig mit dem sensiblen Nervenaktionspotential (SNAP) kombiniert, um sensorische und motorische Faserbeteiligung differenziert zu beurteilen.
Interpretation
Die Analyse des MSAP erlaubt Rückschlüsse auf die Integrität motorischer Nerven und Muskeln:
- Bei axonalen Läsionen und Endplattenerkrankungen (z.B. Myasthenia gravis) kommt es zu einer reduzierten Amplitude des MSAP.
- Demyelinisierende Prozesse führen zu reduzierter Leitgeschwindigkeit und verlängerten Latenzen.
Fokale Nervenkompressionen (z.B. Karpaltunnelsyndrom, Peroneusläsion) können beide Parameter beeinflussen.