Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten
nach der niederländischen Neuropädiaterin Marjo van der Knaap (*1958)
Synonyme: Van der Knaap-Syndrom, Van-der-Knaap-Syndrom, megalenzephale Leukodystrophie, vakuolisierende Myelinonopathie mit subkortikalen Zysten, vakuolisierende Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten
1. Definition
Die megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten, kurz MLC, ist eine seltene, genetisch-bedingte Erkrankung, die das ZNS betrifft. Sie ist durch eine Vergrößerung des Gehirns (Megalenzephalie), eine Leukoenzephalopathie und das Vorhandensein von subkortikalen Zysten charakterisiert. Die MLC gehört zu den Leukodystrophien und führt häufig zu motorischen und kognitiven Beeinträchtigungen.
2. Epidemiologie
Es handelt sich um eine sehr seltene Erkrankung. Die Prävalenz wird auf weniger als 1:1.000.000 geschätzt.
3. Ätiopathogenese
Die MLC hat einen autosomal-rezessiven oder autosomal-dominanten Erbgang. Bei Patienten unterschiedlicher ethnischer Herkunft wurden als Ursache Mutationen im MLC1-Gen in der Chromosomenregion 22q13.33 gefunden. Dieses Gen kodiert für ein Protein mit noch unbekannter Funktion. Da dieses Gen bei einigen Patienten keine Mutation aufwies, wird eine genetische Heterogenität angenommen. Weiterhin sind GLIALCAM-Mutationen beschrieben.
Pathophysiologisch kommt es zu einer Dysfunktion der Astrozyten, einer Störung der Aquaporine und folglich zu einer progredienten Schädigung der weißen Substanz.
4. Klinik
Die Krankheit manifestiert sich meist im Kleinkindalter oder in der Neugeborenenzeit. Typische Symptome sind initial eine Vergrößerung des Kopfumfangs sowie eine Entwicklungsverzögerung, insbesondere der motorischen Fähigkeiten. Im Verlauf fallen Spastik, Ataxie und Epilepsie sowie kognitive Beeinträchtigungen variablen Ausmaßes auf. Einige Patienten entwickeln schon während der ersten Schuljahre Lernstörungen. Späte Symptome sind ein Verlust bereits erworbener motorischer Fähigkeiten mit Verschlechterung der Gehfähigkeit.
5. Diagnostik
Diagnostisch wegweisend sind bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT). Diese zeigt folgende Befunde:
- Megalenzephalie
- diffuse, bilaterale, symmetrische T2w-hyperintense, T1w-hypointense Signalveränderungen der weißen Substanz: frühe Beteiligung der subkortikalen weißen Substanz, inklusive der U-Fasern; relative Aussparung der tiefen und zerebellären weißen Substanz.
- ggf. Diffusionsstörungen in der DWI-Sequenz
- bilaterale subkortikale, liquor-gefüllte Zysten, insbesondere im anterioren Temporallappen und in den frontoparietalen Regionen
- Hirnatrophie
6. Differenzialdiagnosen
- zystische Leukenzephalopathie ohne Megalenzephalie
- metachromatische Leukodystrophie
- andere Ursachen einer Megalenzephalie
- andere Leukenzephalopathien
7. Therapie
Derzeit (2025) existiert noch keine spezifische Therapie für die MLC. Die Betreuung der Patienten besteht aus Physiotherapie, psychomotorischer Stimulation und medikamentöser Behandlung mit Antikonvulsiva.
8. Literatur
- Orpha.net: Megalenzephale Leukoenzephalopathie mit subkortikalen Zysten [1] letzter Zugriff am 13.12.2020