Lobus flocculonodularis
Synonym: Flöckchen-Knötchen-Lappen
Englisch: flocculonodular lobe
Definition
Der Lobus flocculonodularis ist ein Hirnlappen, der an der Unterfläche des Kleinhirns liegt. Er gehört zum Archicerebellum, dem phylogenetisch ältesten Teil des Kleinhirns. Der Lobus flocculonodularis dient dem Erhalt des Gleichgewichts und wird deshalb dem Vestibulocerebellum zugerechnet.
Anatomie
Der Lobus flocculonodularis des Kleinhirns besteht aus den beiden Flocculi und einem Mittelteil, dem Nodulus vermis. Diese drei Segmente sind durch die Fissura posterolateralis vom Lobus posterior cerebelli getrennt. Der Nodulus geht über einen Stiel (Pedunculus flocculi) in die äußeren paarigen Flocculi über.
Der Lobus flocculonodularis erhält Afferenzen aus dem ipsilateralen Vestibularorgan und aus den Nuclei vestibulares über den Tractus vestibulocerebellaris, der im Pedunculus cerebellaris inferior läuft. Zusätzlich kommen visuelle Afferenzen aus den Colliculi superiores und der Sehrinde (letztere nach Umschaltung in Kerngebieten des Pons).
Seine Efferenzen projizieren sowohl in den Nucleus fastigii des Kleinhirns als auch direkt zurück in die Nuclei vestibulares.
Physiologie
Der Lobus flocculonodularis bildet einen funktionellen Anteil des Kleinhirns: das Vestibulocerebellum. Er erledigt primär Gleichgewichtsaufgaben und beeinflusst die Augenmotorik. Hierzu kommen Nervenimpulse aus den Nuclei vestibulares mit Informationen bezüglich Kopfbewegungen und -position. Nach Auswertung dieser Daten sendet der Lobus flocculonodularis Impulse, die Anpassungen und Stabilisierung von Augenbewegungen nach sich ziehen.
Weitere Verarbeitung seiner efferenten Signalen in der Formatio reticularis und in den Nuclei vestibulares führen dann zu korrigierenden Impulsen für die Rumpfmuskulatur und die Extensoren der Extremitäten, um einen normalen Gang und das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.
Klinik
Läsionen des Lobus flocculonodularis (z.B. durch Alkoholintoxikation (reversibel), oder durch Alkoholismus (irreversibel)) verursachen spontanen Nystagmus, ruckartigen Blickfolgebewegungen, Gleichgewichtsstörungen, Gangataxie (speziell: vestibulocerebellare Ataxie mit schwankendem, breitbeinigem Gang), Astasie und Rumpfataxie (Schwankungen des Rumpfs im Sitzen mit Fallneigung). Begleitet wird diese Symptomatik häufig durch Schwindel und Erbrechen.
Podcast
Bildquelle
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