Linsenluxation (Pferd)
Synonym: Linsenverlagerung
Englisch: lens dislocation
Definition
Als Linsenluxation bezeichnet man beim Pferd eine Verlagerung (Luxation) der Linse in die vordere oder hintere Augenkammer bzw. in den Glaskörper.
Ätiologie
Linsenluxationen werden beim Pferd vorwiegend durch Traumata, intraokulären Neoplasien, Katarakt oder Uveitis verursacht. Primäre Linsenverlagerungen ohne andere zugrundeliegende Augenerkrankungen treten in der Regel nicht auf.
Pathogenese
Traumata führen durch Erschütterungskräfte zur Ruptur des Aufhängeapparates (Zonulafasern). Bei der Uveitis hingegen lagern sich Entzündungsprodukte an den Aufhängeapparat an und drängen diesen auseinander. Zusätzlich können sich durch entzündliche Membranen Zugkräfte am Aufhängeapparat und der Linse entwickeln, sodass es letztendlich zu einer Verlagerung der Linse in einen anderen Augenabschnitt kommt.
Klinik
Die klinischen Symptome sind von der Lokalisation der verlagerten Linse abhängig. Luxationen in die vordere Augenkammer (Luxatio lentis anterior) führen zur Erhöhung des Augeninnendruckes. Photophobie, Blepharospasmus, Lakrimation und Rötung der Konjunktiva treten als Folge auf. Bei Kontakt der luxierten Linse mit der Hornhaut kann es zu ödematösen Veränderungen der Hornhaut kommen.
Linsenluxationen in die hintere Augenkammer oder in den Glaskörper werden als Luxatio lentis posterior bezeichnet. Akute Schmerzzeichen fehlen bei dieser Form meistens, jedoch zeigt sich die Pupille in der Regel als mäßig erweitert und gegebenenfalls mit unregelmäßigem Rand.
Diagnostik
Eine Linsenluxation kann im Rahmen des speziellen augenmedizinischen Untersuchungsganges im durchfallenden Licht einfach diagnostiziert werden. Linsen in der vorderen Augenkammer zeichnen sich durch ihren reflektierenden Äquatorialrand aus, der als heller konvexer Bogen im Kontrast zur dahinter liegenden Iris hervortritt.
Bei einer Luxatio lentis posterior ist die Linse als heller, konvexer Bogen hinter der Pupille gut zu identifizieren.
Therapie
Vor der Wahl der Behandlung ist der gegebene Zustand des Auges zu evaluieren. Akute intraokuläre Prozesse oder ein erhöhter Augendruck sind Kontraindikationen für einen chirurgischen Eingriff und müssen zuerst therapiert werden. Nach erfolgreicher Behandlung kann eine chirurgische Entfernung der Linse erfolgen. In der Regel wird dies mittels Phakoemulsifikation durchgeführt.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Gilger BC. 2005. Equine Ophthalmology. St. Louis: Elsevier Inc. ISBN: 978-0-7261-0522-7