Leishmanin-Hauttest
Synonyme: Montenegro-Test, Leishmanin-Intrakutantest
Englisch: Leishmanin skin test(LST), Montenegro test
Definition
Der Leishmanin-Hauttest ist ein traditioneller, seit 1926 angewendeter Hypersensitivitäts-Test (Hypersensitivität vom verzögerten Typ IV) zur Diagnose kutaner Leishmaniose.
Durchführung
Bei dem Leishmanin-Hauttest wird eine als Leishmanin bezeichnete Suspension abgetöteter promastigoter Leishmanien bestimmter Spezies als Antigen (meist am Unterarm) intrakutan gespritzt. 48 bis 72 Stunden nach der Injektion wird überprüft, ob als Reaktion eine Verhärtung in der Umgebung der Einstichstelle aufgetreten ist. Unter Anwendung leichten Drucks wird mit einem andrucksensitiven Kugelschreiber langsam eine Linie aus ca. 2 cm Entfernung in Richtung Einstichstelle gezogen. Wird als Zeichen einer Verhärtung ein erster Widerstand festgestellt, wird der Kugelschreiber abgesetzt. Die gleiche Prozedur wird dann von der gegenüberliegenden Seite wiederholt. Ist der Abstand beider Linien über der Verhärtung größer als 5 mm, so wird dies als eine positive Reaktion auf das Antigen betrachtet.
Anwendung
In Industrieländern wie Deutschland wird der Leishmanin-Hauttest nicht (mehr) angewendet, da eine modernere Diagnostik verfügbar ist. Er wird allerdings in weniger entwickelten Ländern (und damit in den meisten Endemiegebieten) auch heute noch zur Leishmaniose-Diagnose genutzt, da er unter geringem Kosteneinsatz ohne weitere medizinische Infrastruktur auch vor Ort in abgelegenen Gebieten durchgeführt werden kann.
Einsatz in Feldstudien
Der Leishmanin-Hauttest war auch in jüngerer Vergangenheit (und ist noch heute) die meist alleinige Diagnosemethode für prospektive Feldstudien (bzw. epidemiologische Studien) mit großen Stichproben in Endemiegebieten. Der Test ist positiv bei kutaner und mukokutaner Erkrankung. Nach Abheilung der kutanen Läsionen (vernarbte Probanden) bleibt der Test positiv. Außerdem ist der Test in Endemiegebieten mit großer Infektionsrate auch bei einem Teil der alteingesessenen Bevölkerung ohne Symptome (subklinische Erkrankung) positiv.
Das Leishmanin soll Erreger des untersuchten Endemiegebiets enthalten, jedoch ist durch den Test kein Rückschluss auf die Leishmanien-Spezies möglich. Sind in einem Endemiegebiet mehrere Spezies vorhanden, so können diese durch den Test nicht unterschieden werden.
Wissenschaftliche Bedeutung
Während der Leishmanin-Hauttest in Europa und in den USA keine große Beachtung mehr findet, werden in weniger entwickelten Ländern (und in verschiedenen Schwellenländern) auch heute noch wissenschaftliche Studien über das Antwortverhalten des Tests im Hinblick auf verschiedene Leishmaniose-Fragestellungen erarbeitet.
Insbesondere in Südamerika findet derzeit (2017-2018) eine Wiederaufwertung des Tests statt. Man glaubt, dass nach einer weiteren Standardisierung vergleichbar verlässliche Ergebnisse erzielt werden können wie bei der mikroskopischen Beurteilung eines Abstrichs aus dem Rand kutaner Leishmaniose-Läsionen.
Obwohl nicht mehr angewendet, wird der Leishmanin-Hauttest in den Behandlungsleitlinien der entwickelten Länder dennoch des Öfteren erwähnt, nämlich als verständnisvermittelndes Element besonders zur Charakterisierung von seltener auftretenden Leishmaniose-Erkrankungen.
Die folgende Tabelle zeigt die typischen Testergebnisse (- negativ, + positiv, ++ stark positiv) für die häufigsten Krankheitsausprägungen.
Leishmaniose-Erkankung | Testergebnis | Kommentar |
---|---|---|
Subklinische Erkrankung | + | Testergebnis definiert in Feldstudien die Erkrankungsform bei Probanden ohne klare Symptome. Der Anteil der subklinisch Erkrankten unter den Infizierten ist erheblich, gemäß WHO z.B. bei Infektion durch Leishmania tropica und Leishmania major 70%. |
Erste Symptome kutaner Leishmaniose | - oder + | anfangs -, nach 2 Wochen 75% +, nach 4 Wochen 95% + (kann noch in Abhängigkeit von der Leishmanienspezies variieren) |
Kutane Leishmaniose | + | |
Vernarbte Testpersonen nach Heilung kutaner Leishmaniose | zunächst + | Dauer abhängig von Leishmanienspezies (und Immunstatus des jeweiligen Probanden). Ein lang andauerndes + deutet Immunität gegen den Erreger an. |
Mukokutane Leishmaniose | ++ | Wenige Erreger in Läsionen. Verdacht auf mukokutane Leishmaniose kann durch den Test bei leichten Symptomen nur eingeschränkt erhärtet werden, da der Test noch aus der kutanen und vernarbten Phase positiv sein kann. |
Rezidivierende kutane Leishmaniose | ++ | wenige Erreger in Läsionen |
Disseminierte kutane Leishmaniose | Viannia: - oder + L. amazon.: - |
Reduzierte zelluläre Immunantwort. L. amazonensis: Wechsel von – nach + nach Einleitung systemischer Therapie möglich. Wenige Erreger in Läsionen bei Viannia-Infektion, hohe Erregerzahlen bei L. amazon.-Infektion. |
Diffuse kutane Leishmaniose | - | Anergie. Extrem hohe Erregeranzahl in Läsionen. |
Viszerale Leishmaniose | - | |
Nach Heilung viszeraler Leishmaniose durch systemische Therapie | Tendenz zu + |
nach einigen Monaten bis zu einem Jahr |
PKDL | 50% - 50% + |
Einordnung
Der Leishmanin-Hauttest ist wie auch der Tuberkulin-Hauttest oder der Lepromin-Hauttest ein Hypersensitivitätstest (oder Antigen-Reaktionstest) der Haut vom verzögerten Typ (englisch: Delayed-Type Hypersensitivity Skin Test, DTH Skin Test).
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