Latente Hyperthyreose
Englisch: latent hyperthyroidism
Definition
Eine latente Hyperthyreose ist eine Hyperthyreose, die klinisch noch nicht in Erscheinung getreten ist. Die Spiegel der peripheren Schilddrüsenhormone Thyroxin (fT4) und Trijodthyronin (fT3) liegen im Normalbereich, der TSH-Wert ist jedoch erniedrigt.
Hintergrund
Die latente Hyperthyreose ist oft nur vorübergehend. Sie kann aber auch in eine klinisch manifeste Hyperthyreose übergehen. Eine latente Hyperthyreose gilt als persistierend (persistierende latente Hyperthyreose), wenn eine TSH-Kontrolle nach drei bis sechs Monaten den erniedrigten TSH-Wert reproduziert.
Prävalenz
Die Prävalenz einer latenten Hypothyreose liegen schätzungsweise zwischen 0,2 % und 10 %. Sie ist abhängig vom Geschlecht, Alter und der Jodversorgung. Valide epidemiologischen Daten liegen faktisch kaum vor. Problematisch sind dabei auch die international variierenden Referenzbereiche für den TSH-Wert. Meist wird die latente Hypothyreose definiert durch einen TSH-Wert von > 4,0 mU/L
Diagnostik
Eine latente Hyperthyreose wird oft zufällig bei einer Routinelaboruntersuchung entdeckt.
Symptome
Die Symptome der latenten Hyperthyreose sind oft unspezifisch und können von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Diese beinhalten
- Zyklusstörungen
- Bluthochdruck
- Gewichtsabnahme
- Herzrhythmusstörungen
- Stimmungsschwankungen, auch Nervosität und Reizbarkeit
- Zittern
- Wärmeintoleranz
- Schlafstörungen
- Schwitzen
- Dünnes Haar und dünne Haut
- Vergrößerte Schilddrüse (Struma)
Ursachen
Eine latente Hyperthyreose kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen u.a.:
- Vorübergehende Entzündung oder autoimmunbedingte Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis)
- Schilddrüsenhormonsubstitution bei bestehender Hypothyreose
- Heißer Knoten
- Morbus Basedow
- Jodmangel
Bei latenter Hyperthyreose wird die Behandlungsnotwendigkeit kontrovers diskutiert. Bei Grad 2 einer latenten Hyperthyreose (TSH-Spiegel < 0,1 mU/l) gibt es Hinweise, dass das Risiko für Osteoporose, Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) und Herzinsuffizienz erhöht ist. Die American Thyreoid Association (ATA) empfiehlt beispielsweise die Therapie einer latenten Hyperthyreose bei einem dauerhaften TSH < 0,1mU/l bei allen Patienten > 65 Jahre sowie bei Patienten mit kardialen Risikofaktoren und Herzerkrankungen, bei Osteoporose und bei postmenopausalen Frauen. Wie bei manifester Hyperthyreose umfassen die Behandlungsmöglichkeiten je nach Ursache Radiojodtherapie, Schilddrüsenmedikamente und Operationen.
Literatur
- Azizi F et al. Treatment of Subclinical Hyperthyroidism in the Elderly: Comparison of Radioiodine and Long-Term Methimazole Treatment. Thyroid. 2021 Apr;31(4):545-551. doi: 10.1089/thy.2020.0433.
- Ross DS et al. 2016 American Thyroid Association Guidelines for Diagnosis and Management of Hyperthyroidism and Other Causes of Thyrotoxicosis. Thyroid. 2016 Oct;26(10):1343-1421. doi: 10.1089/thy.2016.0229