Kongenitaler Hyperinsulinismus
Synonym: hereditärer Hyperinsulinismus, hereditäre Hyperinsulinämie, kongenitale Hyperinsulinämie
Englisch: congenital hyperinsulinism
Definition
Das Krankheitsbild des kongenitalen Hyperinsulinismus bezeichnet eine angeborene pathologisch erhöhte Insulinsekretion der Beta-Zellen des Pankreas.
Formen
In Abhängigkeit vom Umfang der Betazelldefekte unterscheidet man zwei Formen:
- Fokaler kongenitaler Hyperinsulinismus: Sekretionsstörung eines begrenzten Gewebeareals
- Globaler kongenitaler Hyperinsulinismus: globale, diffuse Sekretionsstörung
Pathophysiologie
Die Hypersekretion der Beta-Zellen kann auf verschiedenen Mechanismen beruhen, die sich durch eine unterschiedliche Klinik ausdrücken:
- Milde Verlaufsform: Gesteigerte Glukosemetabolisierung in Folge einer mutationsbedingten enzymatischen Überfunktion der pankreatischen Glukokinase oder Glutamatdehydrogenase.
- Schwere Verlaufsform: Pathologische Dauerdepolarisation der Beta-Zellen aufgrund einer Kanalopathie des ATP-sensitiven Kaliumkanals (Kir). Entsprechende Mutationen betreffen die Kanaluntereinheiten des Sulfonylharnstoffrezeptors (SUR-1) oder die transmembranäre Kir6.2-Domäne und sind mit einer fokalen oder globalen Betazellhyperplasie vergesellschaftet.
Klinik
Die Erstmanifestation der Erkrankung erfolgt unmittelbar nach der Geburt oder im Verlauf des ersten Lebensjahres.
Klinische Beschwerden sind eine chronische Hypoglykämie mit entsprechender vegetativer (Blässe, Schwitzen, Zittern) und neurologischer Symptomatik (Verhaltensauffälligkeiten, Lethargie, Bewusstseinsstörungen, zerebrale Krampfanfälle).
In Folge der insulininduzierten Lipolyse-Hemmung resultiert eine diagnostisch nachweisbare Hypoketonämie, die den Glucosemangel der peripheren Gewebe forciert.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung folgender Laborwerte:
- Insulinspiegel im Serum (nüchtern > 3U/l)
- Nüchternblutzucker
- Ketonkörper im Serum
Nach intravenöser Glucoseinfusion oder Glucagongabe zeigt sich eine Besserung der Symptomatik.
Zur Ausschlussdiagnostik einer Tumorerkrankung und Beurteilung des Pankreasparenchyms ist eine bildgebende Darstellung (Sonographie) unerlässlich.
Therapie
Konservative Therapie
Die Therapie beruht auf der intravenösen und oralen Glucosesubstitution. In Abhängigkeit des individuellen Ansprechverhaltens kann eine zusätzliche Glucagon-Substitution in Betracht gezogen werden.
Medikamentös kann durch
- Diazoxid-Öffnung der ATP-sensitiven Kaliumkanäle oder
- Nifedipin-Hemmung der spannungsabhängigen Calciumkanäle
die Insulinsekretion gehemmt werden.
Operation
Bei unzureichendem Ansprechen auf konservative Therapieversuche oder sonographisch darstellbarem fokalen Erkrankungsherd kann eine Teilresektion des Pankreas zu einer langfristigen Besserung der Symptomatik beitragen. In der Folge kann es zu einem Diabetes mellitus Typ 1 kommen.
siehe auch: Insulin, Hyperinsulinämie
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