Kelley-Seegmiller-Syndrom
Synonyme: HPRT-Mangel Grad I, partieller HPRT-Mangel, partielle Hyperurikämie, HPRT-abhängiger Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase-1-Mangel, partieller Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase-Mangel
Definition
Das Kelley-Seegmiller-Syndrom, kurz KSS, ist eine X-chromosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung. Es besteht ein partieller Mangel des Enzyms Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (HGPRT), der eine Überproduktion von Harnsäure zur Folge hat.
Epidemiologie
Die genaue Prävalenz des Kelley-Seegmiller-Syndroms ist derzeit (2022) nicht bekannt. Man vermutet, dass die Erkrankung insgesamt unterdiagnostiziert wird.
Genetik
Das Kelley-Seegmiller-Syndrom wird X-chromosomal-rezessiv vererbt. Ursächlich sind Mutationen im HPRT1-Gen auf dem X-Chromosom an Genlokus Xq26, die einen partiellen Mangel des Enzyms HGPRT zur Folge haben.
Am häufigsten ist das männliche Geschlecht von der Erkrankung betroffen. Heterozygote Frauen sind meistens asymptomatische Überträgerinnen des Kelley-Seegmiller-Syndroms.
Pathogenese
Der partielle Mangel der Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase führt zu einer verringerten Wiederverwendung und erhöhten Neusynthese von Purinen. Die Folge ist eine Überproduktion von Harnsäure.
Klinik
Die ersten klinischen Symptome zeigen sich in der Regel ab dem Kleinkindalter. In seltenen Fällen wird die Erkrankung erst im Erwachsenenalter auffällig.
Das Kelley-Seegmiller-Syndrom ist in erste Linie durch eine früh einsetzende Gicht und eine Urolithiasis gekennzeichnet. Weitere typische klinische Erstsymptome des Kelley-Seegmiller-Syndroms sind beispielsweise:
- orangefarbene Kristalle in der Windel
- Harnwegsinfektionen
- Obstruktionen der ableitenden Harnwege
- Harnsäure-Nephropathie
Es besteht keine Einschränkung der Intelligenz, jedoch kann bei einigen Patienten ein Aufmerksamkeitsdefizit beobachtet werden. Im Gegensatz zum Lesch-Nyhan-Syndrom weisen die Patienten mit dem Kelley-Seegmiller-Syndrom kein selbstverletzendes Verhalten auf.
Diagnostik
Beim Kelley-Seegmiller-Syndrom sind erhöhte Urat- und Hypoxanthin-Plasmaspiegel nachweisbar. Die Aktivität der Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase liegt in der Regel bei 0,5 bis 10 % der Norm.
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnosen des Kelley-Seegmiller-Syndrom sind beispielsweise:
- Lesch-Nyhan-Syndrom
- Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel
Therapie
Die Therapie des Kelley-Seegmiller-Syndroms setzt sich aus einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, einer Harnalkalisierung und der medikamentösen Behandlung mit Allopurinol zusammen.
Literatur
- Orphanet - Kelley-Seegmiller-Syndrom, abgerufen am 11.07.2022
- Pschyrembel - Kelley-Seegmiller-Syndrom, abgerufen am 11.07.2022