Insulinanaloga
Synonym: Analog-Insulin
Definition
Als Insulinanaloga bezeichnet man Insuline mit modifizierter Aminosäuresequenz, die eine gegenüber dem Humaninsulin veränderte Pharmakokinetik besitzen.
Hintergrund
Die Motivation für die Entwicklung der Insulinanaloga war, die Steuerbarkeit der Insulintherapie zu verbessern. Bei Normalinsulin setzt die Wirkung nach etwa 30 Minuten ein, das Wirkmaximum wird nach 1 bis 2 Stunden erreicht. Durch den Austausch bestimmter Aminosäuren kann die Pharmakokinetik des Insulins verändert werden, ohne seine Wirkung, d.h. die Bindung an die Insulinrezeptoren zu beeinflussen.
Zum Beispiel führt die Umdrehung der Reihenfolge der Aminosäuren Lysin und Prolin in der B-Kette des Insulins dazu, dass die in der Injektionslösung vorliegenden Insulinaggregate (Hexamere) nach der subkutanen Injektion schneller zerfallen, was eine schnellere Anflutung des Insulins im Blut nach sich zieht. So setzt die Wirkung von Insulin Lispro bereits 15 Minuten nach der Injektion ein, was den Spritz-Ess-Abstand und die Häufigkeit postprandialer Hypoglykämien vermindert.
Einteilung
Man unterscheidet nach der Wirkdauer:
- Kurz wirkende Insulinanaloga
- Insulin lispro (Humalog®)
- Insulin aspart (NovoRapid®)
- Insulin glulisin (Apidra®)
- Lang wirkende Insulinanaloga
- Insulin glargin (Lantus® (100 E/ml), Toujeo® (300 E/ml))
- Insulin detemir (Levemir®)
Risiken
Der Einsatz von Insulinanaloga wird zum Teil kontrovers diskutiert. Dabei werden Nebenwirkungen wie Retinopathie, Zunahme von Makulaödemen und ein möglicherweise mitogenes Potential aufgrund einer Wachstumhormon-ähnlichen Wirkung angeführt. Da es keine kontrollierten klinischen Langzeitstudien mit Insulinanaloga zu diesen Themen gibt, kann die Relevanz dieser Risiken zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschließend beurteilt werden.
Schwangerschaft
Insulin aspart und lispro können in der Schwangerschaft bei vorbestehendem Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes eingesetzt werden, wenn mit kurzwirksamen Humaninsulinen das Einstellungsziel nicht erreicht wird. Studien zeigen zudem eine Tendenz zu weniger Hypoglykämien.[1] Insulin detemir kann bei Typ-1-Diabetes während der gesamten Schwangerschaft angewendet werden.[1]
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM) Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 2. Auflage. 2018