Spritz-Ess-Abstand
Synonym: Drück-Ess-Abstand (bei Insulinpumpe)
Definition
Als Spritz-Ess-Abstand, kurz SEA, wird der zeitliche Abstand zwischen der Injektion einer Insulindosis und der darauffolgenden Mahlzeit bezeichnet. Er ist im Rahmen der intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) und auch der Insulinpumpentherapie zu beachten.
Bedeutung
Ziel eines Spritz-Ess-Abstandes ist es, die ausgefallene physiologische Insulinsekretion des Pankreas durch richtig gewählten Spritz-Ess-Abstand zu simulieren und somit einen überschießenden postprandialen Anstieg des Blutzuckers zu verhindern.
Der Spritz-Ess-Abstand sollte unter anderem in Abhängigkeit vom verwendeten Insulinpräparat und Höhe des zuvor gemessenen Blutzuckerspiegels vom Diabetiker korrekt eingeschätzt und eingehalten werden. Ein größerer Abstand zwischen der Injektion des Insulins und der Einnahme der Mahlzeit führt in der Regel zu niedrigeren postpandrialen Blutzuckerwerten. Jedoch ist der postpandriale Wert nicht nur vom Ausgangsblutzucker abhängig, er wird zusätzlich beeinflusst von weiteren Faktoren wie der zuvor erbrachten körperlichen Tätigkeit, der Tageszeit und der vorgesehenen Mahlzeit.
Dementsprechend sollte mithilfe des behandelnden Arztes ein individualisiertes Konzept entwickelt werden, mit dem der Patient einen für ihn passenden Spritz-Ess-Abstand wählen kann.[1] Generell können kurzwirksame Insuline auch ohne Abstand bzw. nach Beginn einer Mahlzeit injiziert werden, was bei der Therapie des Diabetes mellitus im Alter von Vorteil ist, da mögliche Hypoglykämien somit vermieden werden können.[2]
Bei der Verwendung von Normalinsulin wird in der Regel ein Spritz-Ess-Abstand von 15-30 Minuten empfohlen. Bei Verwendung von ultraschnell wirksamen Insulinanaloga (z.B. Insulin lispro, Insulin aspart) kann der Spritz-Ess-Abstand kürzer ausfallen oder es muss kein zeitlicher Abstand zwischen Injektion und Nahrungsaufnahme eingehalten werden.
Fehlerquellen
Den individuellen Spritz-Ess-Abstand kann der Diabetiker nur durch Ausprobieren und Herantasten mit Messungen des Blutzuckers vor und nach der Mahlzeit ausloten. Auch ein richtiger Spritz-Ess-Abstand kann bei zu hoher oder zu niedriger Dosierung Entgleisungen des Blutzuckers verursachen. Wichtig ist daher eine Diabetikerschulung, in der dem betroffenen Patienten Anleitungen zur Berechnung von Broteinheiten und zur Abschätzung des glykämischen Index gegeben wird.
Folgen bei falsch gewähltem Spritz-Ess-Abstand
Sind andere Fehlerquellen ausgeschlossen, können als Folge eines falschen Spritz-Ess-Abstandes folgende Phänomene auftreten:
- Der Blutzucker sinkt nach dem Spritzen stark ab: Wahrscheinlich ist der Spritz-Ess-Abstand zu lang gewählt - der Nachschub von Glukose mit der Nahrung hält nicht mit der Senkung des Glukosespiegels im Blut Schritt.
- Der Blutzucker steigt nach dem Essen übermäßig an: Der Spritz-Ess-Abstand ist wahrscheinlich zu kurz gewählt, so dass die Insulinwirkung nicht schnell genug eintritt.
- Der Blutzucker sinkt zunächst stark ab und steigt nach dem Essen übermäßig an: Häufig ist bei dieser Konstellation der Spritz-Ess-Abstand zu lang und die Berechnung der Broteinheiten falsch - d.h. die gewählte Insulindosierung ist zu gering.
- Der Blutzucker steigt zunächst an und sinkt nach der Mahlzeit zu stark: Bei dieser Konstellation ist meistens der Spritz-Ess-Abstand zu kurz und die gewählte Insulindosis zu hoch - d.h. die Broteinheiten wurden zu hoch kalkuliert.
Grundsätzlich sollte als Richtwert der Blutzuckerspiegel eine Stunde nach der Mahlzeit nicht über 200 mg/dl liegen.
Quellen
- ↑ AWMF Leitlinie zur Therapie des Typ-1-Diabetes (2018), abgerufen am 07.01.2021
- ↑ AWMF Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter (2018), abgerufen am 07.01.2021
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