Immunprivileg

Das Immunprivileg ist wichtig für die regelrechte Funktion des jeweiligen Organs. Die Mechanismen, die zu dieser Immuntoleranz führen, umfassen z.B. die fehlende Lymphdrainage, niedrige Expression von MHC-Molekülen und die Produktion von immunsuppressiven Zytokinen (z.B. TGF-β, Fas-Ligand). Diese Mechanismen schützen vor entzündlichen Reaktionen.

Beispielsweise sind Spermien aufgrund ihres haploiden Chromosomensatzes immunogen und würden entsprechend eine Immunantwort auslösen, wenn sie im Hoden nicht durch das Immunprivileg geschützt würden. Dieses wird u.a. mittels Blut-Hoden-Schranke und Sertoli-Zellen aufrechterhalten. Sertoli-Zellen exprimieren z.B. den Fas-Liganden auf ihrer Oberfläche. Binden aktivierte T-Zellen den Liganden, leiten diese die eigene kontrollierte Apoptose ein.

Ähnliches gilt für den Fetus während der Schwangerschaft.

Das Immunprivileg in der Vorderkammer des Auges ist der Grund, warum es bei einer Korneatransplantation nicht zur Abstoßungsreaktion kommt.

Ein Immunprivileg spielt eine Rolle in der Genese verschiedener Erkrankungen. Ein Beispiel ist die sympathische Ophthalmie im Auge, bei der Augen-Antigene z.B. durch ein Trauma in die Körperperipherie gelangen. Diese Antigene sind durch das Immunprivileg normalerweise vor dem Immunsystem geschützt. Die Antigene werden in der Peripherie fälschlicherweise als körperfremd erkannt und es kommt zu einer Immunantwort gegen beide Augen (sympathisch bedeutet hier "gleichzeitig betroffen").

Aufgrund des Immunprivilegs des Auges werden auch Tumore des Auges schlecht erkannt (Aderhautmelanom).

Ist das Immunprivileg in der Schwangerschaft gestört, kann eine immunologische Abstoßung des Fetus und eine Fehlgeburt die Folge sein.

• ScienceDirect Topics – Immune Privilege - an overview, abgerufen 03.02.2024
• Firendly Fire, autoimmunbuch.de – Unsympathische sympathische Ophthalmie, abgerufen am 03.02.2024