Hufknorpel (Veterinärmedizin)
Synonym: Cartilago ungularis
Englisch: ungual cartilage
Definition
Als Hufknorpel bzw. Cartilago ungularis bezeichnet man eine paarig angelegte Knorpelplatte, die das Hufbein (Os ungulare) beim Pferd proximal und palmar überragt.
Anatomie
Die Hufknorpel werden als Bestandteile des Hufbeins angesehen und sind jeweils medial und lateral proximopalmar dem Knochen angelagert. Pro Huf lassen sich zwei eigenständige Hufknorpel abgrenzen:
- Cartilago ungularis medialis
- Cartilago ungularis lateralis
Morphologie
Die Hufknorpel stellen parallelogrammförmige Knorpelplatten dar, die sowohl an ihrer langen als auch an ihrer kurzen Achse nach innen schalenförmig gebogen sind. Man unterscheidet eine konvexe abaxiale und eine konkave axiale Fläche. Die Flächenkrümmung ist an großen und breiten Hufen gering, an kleinen und schmalen Hufen hingegen stark ausgeprägt.
Der Hufknorpel ist mit der dorsalen Hälfte seines distalen Randes mit dem Hufbeinast (Processus palmaris medialis und lateralis) verwachsen und überragt das Hufbein nach palmar. Die distale Hälfte des Hufknorpels liegt noch innerhalb der Hufkapsel, während die proximale Hälfte den Kronrand überragt und unter der behaarten Haut bis zur etwa zur Mitte des Kronbeins tastbar ist.
Hufknorpelbänder
Zwischen den Hufknorpeln und den umliegenden Knochen sowie Weichteilgeweben sind mehrere Bänder ausgebildet:
- Hufknorpel-Kronbeinbänder (Ligamentum chondrocoronalium mediale und Ligamentum chondrocoronalium laterale)
- Hufknorpel-Hufbeinbänder (Ligamenta chondroungularia collateralia mediale et laterale)
- Hufknorpel-Strahlbeinbänder (Ligamenta chondrosesamoidea mediale et laterale)
- Fesselbein-Hufknorpel-Hufbeinbänder (Ligamenta compedochondroungularia mediale et laterale)
- Gekreuzte Hufknorpelbänder (Ligamenta chondroungularia cruciata)
- Hufknorpel-Hufkissenband (Ligamentum chondropulvinale)
Histologie
Die Hufknorpel bestehen aus Faserknorpel, können aber durch Alterungsprozesse sowie traumatische Einwirkungen allmählich verknöchern.
Funktion
Die Hufknorpel unterstützen den Huf in seiner Stabilität und haben eine erhebliche Bedeutung für den Hufmechanismus.
Klinik
Durch pathologische Gliedmaßenstellungen sowie aufgrund von traumatischen Einwirkungen kann es zur allmählichen Verknöcherung (Ossifikation) der Hufknorpel kommen (Hufknorpelverknöcherung). Diese Erkrankung kann asymptomatisch verlaufen sowie auch durch Lahmheiten unterschiedlichen Grades in Erscheinung treten.
Kommt es zu penetrierenden Verletzungen des Hufknorpels (z.B. durch einen Fremdkörper), kann eine Infektion zu nekrotischen Prozessen am Knorpel führen. Unbehandelt entwickelt sich eine Abszesshöhle, die häufig im Bereich des Kronrandes eine Fistelöffnung bildet (Hufknorpelfistel).
Literatur
- Nickel R, Schummer A, Seiferle E. 2003. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band I: Bewegungsapparat. 8., unveränderte Auflage. Stuttgart: Parey in MSV Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4149-6
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6
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