Hornspalt (Pferd)
Englisch: horn gap
Definition
Vorkommen
Hornspalten treten in der Regel nur an einem Huf auf und sind gehäuft an der Schultergliedmaße ausgebildet.
Einteilung
Hornspalten können anhand ihrer Tiefe, der Verlaufsrichtung und Lokalisation klassifiziert werden.
...nach der Tiefe
- Oberflächlicher Hornspalt (Windriss): nur die äußeren Schichten des Hornschuhs sind betroffen
- Durchdringender Hornspalt: der Riss reicht bis auf die Wandlederhaut
...nach der Verlaufsrichtung
- vom Kronrand bis zum Tragrand durchlaufende Hornspalten
- Hornspalten, die nur am Kronrand lokalisiert sind
- Hornspalten, die nur den Tragrand betreffen
...nach der Lokalisation
- Vorderwandspalte
- Seitenwandspalte
- Trachtenwandspalte
- Eckstrebenbrüche
Ätiologie
Hornspalten entstehen infolge von Wunden an der Krone oder am Saumband sowie an den Hufstellen der stärksten Belastung. Prädisponierend sind eine mangelhafte Hornqualität sowie chronische Entzündungen der Saumlederhaut. Gleichzeitig können falsch korrigierte Hufe (kein Kantenbrechen), fehlerhafter Hufbeschlag (zu kurze Hufeisen) sowie schlechte Hufpflege an den Tragrändern Risse entstehen lassen.
Pathogenese
Wunden am Kronrand bewirken einen vorübergehenden Ausfall der Hornproduktion. Ebenso können die aufgrund einer Wunde entstandenen Narben auch die Hornproduktion negativ beeinflussen. Diese als Kronrandhornspalten bezeichneten Risse sind besonders tief und breiten sich mit dem Hornwachstum über die gesamte Länge der Hufwand aus. Auch wenn die ursächliche Wunde am Kronrand bereits ausgeheilt ist, zeigen die verbliebenen Spalten immer noch die Tendenz, sich wieder in Richtung Krone zu verlängern.
Die meisten Hornspalten sind die Folge einer übermäßigen Belastung einzelner Wandabschnitte. So sind besonders Hufdeformationen (z.B. Bockhuf) dafür prädisponiert, Hornspalten auszubilden. Beim Bockhuf sind immer im oberen Teil der Vorderwand und beim boden- oder zehenengen Huf immer im Bereich der lateralen Seiten- oder Trachtenwand die Spalten ausgebildet. Bei spitzgewinkelten Hufen bilden sich Hornspalten bevorzugt im Trachtenwandabschnitt.
Reichen die Hornspalten tief bis an die Lederhaut heran, können aufsteigende Bakterien eine infektiöse Huflederhautentzündung (Pododermatitis purulenta) hervorrufen. In diesem Zusammenhang kommt es häufig zu koronären sowie subkoronären Phlegmonen und Hufknorpelfisteln.
Klinik
Oberflächliche Risse in der Glasurschicht sowie tiefe Hornspalten rufen zunächst keine Symptome hervor. Hornspalten können aber jederzeit die gesamte Hornwand durchdringen und sich dann klinisch manifestieren. Das Hauptsymptom ist eine Lahmheit, die von der Form und Intensität der entstandenen Pododermatitis bestimmt wird.
Die Stützbeinlahmheit hängt von der Beschaffenheit des Bodens (weicher oder harter Boden) sowie von der Gangart ab. Die Hauptmittelfußarterie zeigt eine verstärkte Pulsation und die Hufzangenpalpation sowie -perkussion sind äußerst schmerzhaft. Aus den Spalten kann sich gelegentlich blutiges oder eitriges Exsudat entleeren und die Hornspalten bewegen sich bei Belastung.
Diagnose
Hornspalten lassen sich per Blickdiagnose feststellen. Die Tiefe ist durch Sondierung abzuschätzen. Um weitere, kleinere Hufspalten nicht zu übersehen, sollte stets der gesamte Huf von Schmutz befreit und gründlich untersucht werden.
Therapie
Hornspalten sollten während ihres Heilungsverlaufs aus der Belastung herausgenommen werden. Hierzu muss der Huf adäquat korrigiert und mit speziellem Eisen beschlagen werden. In chronischen Fällen mit schlechter Heilungstendenz ist wie bei einer Hornsäule eine Exstirpation des betroffenen Wandabschnittes vorzunehmen.
Additiv sollte Vitamin A und Biotin zugefüttert werden, um die Hornqualität zu steigern.
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6