Bockhuf (Pferd)
Definition
Der Bockhuf ist ein unphysiologisch stumpf gewinkelter Huf beim Pferd, der aufgrund einer Fehlstellung der Gliedmaße entstanden ist.
Vorkommen
Bockhufe treten bei Vorder- und bei Hinterhufen gleichermaßen auf. Da sie sowohl bei Fohlen als auch bei adulten Pferden vorkommen, unterscheidet man zwischen angeborenen und erworbenen Bockhufen.
Ätiologie
Angeborene Bockhufe entwickeln sich bei stumpf gewinkelter, rückständiger oder bärenfüßiger Gliedmaßenstellung. Prädisponierend ist eine starke Abnutzung der Vorderwand bei mangelhafter Hufpflege, die durch Barfußgehen (unbeschlagen) auf hartem Boden begünstigt wird. Eine unsachgemäße Hufkorrektur beim Fohlen (zu stark gekürzte Vorderwand bei zu langen Trachten) führt ebenfalls zu einer stumpfen Hufform, sodass sich im späteren Verlauf Bockhufe entwickeln.
Beim erwachsenen Pferd tritt der Bockhuf oftmals als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf. Besonders gefährdet sind Tiere, die an Spat, Gonotrochlose, Hufgelenk- oder Krongelenkarthrose leiden. Alte, verbrauchte Zugpferde sind häufig betroffen.
Eine Sonderform des Bockhufs stellt der angeborene Sehnenstelzfuß beim Fohlen dar. Diese Tiere leiden an einer angeborenen Verkürzung der tiefen Beugesehne, sodass bei der Fußung nur die Vorderwand belastet wird. Durch die Fehlbelastung nimmt der Huf binnen kürzester Zeit eine stumpfe Form an, die als Bockhuf in Erscheinung tritt.
Klinik
Bockhufe sind stumpf gewinkelt, haben hohe Trachten und eine stark gewölbte Sohle. Aufgrund der Deformation wird der Strahl während des Bewegungszyklus nicht belastet.
Durch Fehlstellung bildet die Vorderwand (von der Seite betrachtet) mit dem Boden einen Winkel von mindestens 60° - in extremen Fällen auch einen rechten Winkel. Das Längenverhältnis der Vorderwand zur Trachtenwand ist zugunsten der Trachtenwand verschoben. Bei stark ausgeprägten Bockhufen kann die Trachtenwand höher als die Vorderwand sein. Die Wände des engen Hufs sind meistens dünn, die Vorderwand weist einen deutlichen Knick auf und ist konkav eingebogen.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen vor allem Spat, Gonotrochlose, angeborene Stelzfüße sowie erworbene Stelzfüße älterer Pferde in Frage.
Therapie
Sowohl der angeborene Bockhuf (aufgrund des Fohlenstelzfußes) als auch der erworbene Fohlenbockhuf (falsche Hufkorrektur) können bis zum 1. Lebensjahr weitgehend korrigiert werden. Die Prognose hinsichtlich einer vollständigen Korrektur der Fehlstellung verschlechtert sich im 2. und 3. Lebensjahr und wird mit dem Älterwerden zunehmend schlechter.
Angeborene Bockhufe sind mit einem kleinen und halbmondförmigen Hufeisen oder mit Hufeisen mit einer verlängerten Zehe zu behandeln. Alternativ können auch kommerziell erhältliche, extra für Bockhufe entworfene Hufschuhe verwendet werden. Sowohl die Hufkorrektur als auch das Beschlagen sollten aufgrund der komplexen Verformung des Hufs sowie der Fehlstellung der distalen Gliedmaße nur erfahrene Hufschmiede durchführen.
Literatur
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6