Hertwig-Epithelscheide
nach dem deutschen Zoologen und Anatom Oscar Hertwig (1849–1922)
Synonyme: Hertwig-Epithelscheide, Hertwigsche Epithelscheide, Hertwigsche Wurzelscheide, Hertwig'sche Wurzelscheide, Vagina radicis epithelialis
Englisch: Hertwig epithelial root sheath(HERS), epithelial root sheath
Definition
Die Hertwig-Epithelscheide bezeichnet in der Zahnentwicklung den Bereich, der zwischen dem in die Tiefe wachsenden inneren und äußeren Schmelzepithel entsteht.
Embryologie
Während des Glockenstadiums der Odontogenese kommt es zum Wachstum des Schmelzorgans. Am Glockenrand befinden sich Proliferationszentren, die als zervikale Schlinge bezeichnet werden. Aus der Schlinge wächst die Hertwig-Epithelscheide hervor. Sie bildet die Umschlagfalte, an der inneres und äußeres Schmelzepithel eng aneinander liegen. Die Epithelscheide wächst weiter in die Tiefe über den Zahnhals hinaus, um die Gussform für die Zahnwurzel zu bilden. Bei mehrwurzeligen Zähnen teilt sich die Hertwig-Epithelscheide in zwei oder drei Zweige, um die entsprechenden Wurzeln auszubilden.
Die Hertwig-Epithelscheide beeinflusst die Differenzierung der Odontoblasten der Zahnpapille und stößt so die Bildung des Wurzeldentins an. Beim Fortschreiten der Entwicklung löst sich die Epithelscheide nach zervikal zunehmend auf. Durch die Lücken kommen die Mesenchymzellen des Zahnsäckchens mit dem Wurzeldentin in Kontakt und bilden den Zahnhalteapparat bestehend aus Wurzelzement und Desmodont.
Klinik
Die Hertwig-Epithelscheide bildet sich häufig nicht vollständig zurück und hinterlässt kleinere Epithelreste, die sogenannten Malassez-Epithelreste. Sie können durch entzündliche Erkrankungen wie eine Parodontitis zur Proliferation angeregt werden. Dann entstehen mit Epithel ausgekleidete, eitergefüllte Hohlräume, die sogenannten radikulären Zysten.