Glubran
Handelsname: Glubran® 2
Synonym: N-Butyl-2-Cyanoacrylat mit Methacryloxysulfolan
Definition
Glubran ist der Handelsname eines medizinischen Gewebeklebers, der in der Chirurgie und interventionellen Radiologie zur Gewebeadhäsion, Blutstillung und Abdichtung verwendet wird.
Chemie
Glubran besteht aus N-Butyl-2-Cyanoacrylat (NBCA) und Methacryloxysulfolan (MS). Der Zusatz von Methacryloxysulfolan modifiziert die physikochemischen Eigenschaften: Er reduziert die exotherme Reaktion während der Polymerisation, verringert die lokale Gewebetoxizität und verbessert die Elastizität des Polymerfilms.
Glubran weist folgende physikochemischen Eigenschaften auf:
- Polymerisationszeit: 1 bis 3 Sekunden (je nach Feuchtigkeit, Temperatur, Applikationsvolumen)
- Exotherme Reaktion: Temperaturanstieg ca. +45 °C
- Elastizität: 10–15 % Dehnung, abhängig von Schichtdicke
- Bioresorption: keine; der Kleber verbleibt als inertes Polymer im Gewebe
Wirkmechanismus
Nach Applikation polymerisiert Glubran in Kontakt mit ionischen Substanzen, insbesondere Gewebsflüssigkeit oder Blut, innerhalb weniger Sekunden zu einem festen, elastischen Polymerfilm. Dieser Film bildet eine physikalische Barriere, die Blutungen, Flüssigkeitsleckagen und mikrobielle Invasion verhindert. Durch den polymerisierten Film entsteht eine feste, wasserundurchlässige Verbindung zwischen den Gewebeschichten oder zwischen Gewebe und Implantat.
Die zytotoxischen Effekte von NBCA können bei zu hohen lokalen Konzentrationen oder übermäßiger Hitzeentwicklung während der Polymerisation auftreten. Der Zusatz von Methacryloxysulfolan soll diese Reaktionen verringern. Histologisch zeigen sich geringgradige Fremdkörperreaktionen mit Ausbildung einer dünnen Bindegewebskapsel. Die systemische Toxizität ist bei richtiger Anwendung aufgrund der lokalen Polymerisation vernachlässigbar.
Anwendung
Chirurgie
In der Chirurgie dient Glubran insbesondere zum Abdichtung von Duraläsionen, Pleura-, Perikard- oder Gallengangsleckagen, zur Adhäsion von kleinen Parenchymdefekten (z.B. Leber, Lunge), aber auch zum Wundverschluss von kleinen Hautinzisionen. Weiterhin wird es zur Fixierung von Netzen in der Hernienchirurgie verwendet.
Interventionelle Radiologie
In der interventionellen Radiologie dient Glubran der Embolisation von arteriovenösen Malformationen, Pseudoaneurysmen, Blutungen und Tumoren. Hauptanwendung sind gastrointestinale und bronchiale Fisteln.
Bei der endovaskulären Anwendung wird Glubran über sterile Einmalspritzen oder spezielle Kathetersysteme appliziert. Dabei wird es mit Lipiodol gemischt, wobei das Verhältnis von Glubran zu Lipiodol (typischerweise 1:1 bis 1:3) angepasst werden kann, um die Viskosität und Polymerisationsgeschwindigkeit zu steuern. Die Katheter müssen vor Applikation mit 5 %iger Glukoselösung gespült werden, um eine vorzeitige Polymerisation zu verhindern.
Vorteile
- Sofortige Blutstillung und Abdichtung
- Hohe mechanische Festigkeit
- Geringe Gewebereaktion
- Keine Abhängigkeit vom Gerinnungssystem
- Transparenter Polymerfilm ermöglicht intraoperative Kontrolle
Nachteile
- Irreversibilität, keine Resorption
- Exotherme Reaktion kann thermische Nekrosen verursachen
- Risiko der Katheteradhäsion bei endovaskulärer Anwendung
- Schwierige Dosiskontrolle bei kleinen Volumina