Foramen-infraorbitale-Anästhesie (Fleischfresser)
Synonyme: Foramen-infraorbitale-Block, Nervus-infraorbitalis-Block, Infraorbitalblock
Definition
Die Foramen-infraorbitale-Anästhesie, kurz Infraorbitalblock, ist eine Form der Leitungsanästhesie (Regionalanästhesie) bei Hund und Katze im Kopfbereich.
Hintergrund
Bei einer Leitungsanästhesie wird ein Nerv durch die gezielte Injektion eines Lokalanästhetikums (z.B. Lidocain oder Bupivacain) in die Nähe des Nerven vorübergehend ausgeschaltet. Mithilfe der perineuralen Infiltration kommt es zu einer Unterbrechung der Reizleitung des Nervs, sodass alle distal der Punktion liegenden Versorgungsgebiete anästhesiert sind.
Anatomie
Das Foramen infraorbitale ist die an der Außenfläche des Corpus maxillae (Oberkieferkörper) befindliche Öffnung des Canalis infraorbitalis. Dieser Knochenkanal nimmt in der Fossa pterygopalatina mit dem Foramen maxillare seinen Ursprung und beherbergt den Nervus infraorbitalis. Das Foramen befindet sich bei der Katze über dem 2., beim Hund hingegen über dem 3. Backenzahn (Molar). Das Foramen ist beim Hund an der Außenfläche der Maxilla etwa fingerbreit dorsal vom 3. Backenzahn tastbar. Bei der Katze hingegen kann es nicht palpiert werden.
Der Nervus infraorbitalis ist ein sensibler und sensorischer Nerv und die direkte Fortsetzung des Nervus maxillaris (V2). Nach seinem Austritt aus dem Foramen infraorbitale ästelt er sich in Rami nasales externi, Rami nasales interni, Rami labiales superiores sowie Rami alveolares superiores caudales, medii und rostrales auf. Die letzten drei versorgen dabei die Backenzähne, den Eckzahn sowie die Schneidezähne des Oberkiefers mit sensiblen Ästen.
Indikation
Mithilfe des Infraorbitalblocks werden die ipsilateralen Eckzähne, die Schneidezähne sowie die kaudalen und mittleren Zähne des Oberkiefers anästhesiert. Dieser Block kann sowohl bei der Extraktion dieser Zähne als auch bei einer Maxillektomie vorgenommen werden.
Durchführung
Das Foramen infraorbitale kann am anästhesierten Hund nach Anheben der Lefze durch die Maulschleimhaut hindurch oberhalb des dritten Oberkieferbackenzahns ertastet werden.
Nachdem die Öffnung lokalisiert wurde, wird eine Kanüle vorsichtig und unter Schonung der Arteria und Vena infraorbitalis in das Foramen eingeführt. Anschließend wird aspiriert und dann das Lokalanästhetikum injiziert (0,25 bis 0,5 ml, maximale Dosis muss vorab berechnet werden). Um die Rami alveolares caudales und medii zu blockieren, schätzt man vor Injektion die Länge des Canalis infraorbitalis dadurch ab, indem man die Distanz vom Foramen infraorbitale bis zum kaudoventralen Rand der knöchernen Orbita palpiert. Danach kann die Kanüle (22G oder 25G) in den Canalis infraorbitalis in kaudodorsaler Richtung soweit wie geplant, vorgeschoben werden. Die Kanülenspitze ist dabei unbedingt parallel zur Längsachse des Kiefers zu halten. Während des Vordringens darf keinerlei Widerstand zu spüren sein.
Bei der Katze hingegen befindet sich das Foramen infraorbitale ventral des Auges im Winkel zwischen Jochbein und Maxilla und ist daher nur schwer zu palpieren.
Literatur
- Nickel R, Schummer A, Seiferle E. 2003. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band I: Bewegungsapparat. 8., unveränderte Auflage. Stuttgart: Parey in MSV Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4149-6
- Nickel R, Schummer A, Seiferle E. 2003. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band IV: Nervensystem. 4., unveränderte Auflage. Stuttgart: Parey in MSV Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4150-2
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9