Familiäres atypisches multiples Muttermal- und Melanomsyndrom
Definition
Das familiäre atypische mutliple Muttermal-Melanom-Syndrom, kurz FAMMM, ist ein seltenes, autosomal-dominant vererbtes Tumorprädispositionssyndrom, das mit zahlreichen atypischen melanozytären Nävi einhergeht und ein hohes Risiko für die Entwicklung maligner Melanome trägt. Auch das Auftreten von Pankreaskarzinomen ist gehäuft beschrieben.
Ätiologie
Etwa 5–10 % aller Melanome haben eine genetische Ursache. Bis zu 40 % der familiären Melanome lassen sich auf Mutationen im CDKN2A-Gen zurückführen, das auf Chromosom 9 liegt und für das Tumorsuppressorprotein p16 kodiert. Dieses Protein hemmt die unkontrollierte Zellteilung von Melanozyten. Mutationen führen zu einer verminderten p16-Produktion und zur vermehrten Proliferation pigmentbildender Zellen. In CDKN2A-Mutationsfamilien findet sich zusätzlich ein signifikant erhöhtes Risiko für Pankreaskarzinome (Lebenszeitrisiko etwa 17 %). Seltener sind Mutationen im CDK4-Gen beteiligt.
Klinik
Betroffene zeigen zahlreiche dysplastische Nävi, oft zwischen 10 und über 100 pro Patient, die typischerweise unregelmäßig geformt und in unterschiedlichen Braun- bis Schwarztönen gefärbt sind. Häufig findet sich ein rötlich-bräunlicher Randsaum und eine tastbare dermale Komponente. Die Nävi sind bevorzugt am oberen Rumpf verteilt, können aber am gesamten Integument auftreten. Unter Hormoneinnahme, etwa durch orale Kontrazeptiva, kann sich die Aktivität der Läsionen verstärken. Das Risiko, im Verlauf ein oder mehrere maligne Melanome zu entwickeln, ist deutlich erhöht.
Diagnostik
Die Diagnose basiert auf der klinischen Untersuchung, der histologischen Sicherung suspekter Läsionen sowie auf bildgebenden Verfahren wie Dermatoskopie oder Video-Auflichtmikroskopie zur Verlaufsdokumentation. Genetische Tests ermöglichen den Nachweis von CDKN2A- oder CDK4-Mutationen. Bei Mutationsträgern empfiehlt sich zudem eine sonographische Abklärung des Pankreas.
Therapie und Management
Wichtig sind engmaschige dermatologische Kontrollen, in der Regel vierteljährlich. Verdächtige Pigmentmale werden konsequent exzidiert. Zusätzlich wird geraten, Sonnenexposition strikt zu vermeiden. Bei nachgewiesener Mutation sollte auch die Familie untersucht und regelmäßig kontrolliert werden. Aufgrund der Assoziation mit Pankreaskarzinomen gehören sonographische Screeninguntersuchungen zum Vorsorgeprogramm.
Prognose
Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens ein malignes Melanom zu entwickeln, ist hoch; Mehrfachtumoren sind keine Seltenheit. Bei konsequenter Vorsorge und engmaschiger Kontrolle lässt sich jedoch die Prognose durch frühzeitige Erkennung verbessern.