Enukleation (Pferd)
Definition
Als Enukleation bezeichnet man das Entfernen eines abgegrenzten, bekapselten Gewebebereichs beim Pferd. Dabei bezieht sich der Begriff i.d.R. auf die Entfernung des Auges (Bulbus, Ränder der Augenlider, Nickhaut und Bindehaut).
Indikation
Eine Enukleation des Auges ist beispielsweise indiziert bei:
- Blindheit
- extremen Schmerzen
- Neoplasien
- fortgeschrittenen Infektionen
Falls ein Tier mit einer fortgeschrittenen Augenerkrankung eine mehrmals tägliche Anwendung von Augenmedikamenten nicht toleriert und Schmerzen ausgesetzt ist, sollte ebenfalls eine Enukleation in Betracht gezogen werden. In diesen Fällen kann der Komfort des Patienten meist schnell wieder hergestellt werden.
Techniken
Es existieren grundsätzlich zwei Techniken zur Enukleation des Auges beim Pferd:
- Transkonjunktivale bzw. subkonjunktivale Enukleation: Standardeingriff, da einfache Durchführung und weniger invasiv.
- Transpalpebrale Enukleation: v.a. bei Neoplasien oder schweren Infektionen, da Streuung von Tumorzellen oder Infektionserregern weitgehend verhindert werden kann.
Vorbereitung
Beide Techniken können entweder unter Allgemeinanästhesie und Lokalanästhesie oder im Stehen in Sedierung und Lokalanästhesie durchgeführt werden. Bei Patienten, die ein erhöhtes Narkoserisiko aufweisen, ist eine Enukleation im Stehen zu bevorzugen.
Der Bereich rund um das betroffene Auge muss ausgeschoren und mit chirurgischer Seife (z.B. Chlorhexidin-Seife) gewaschen werden. Die Augenoberfläche selbst kann mit steriler Kochsalzlösung gespült werden. Die Wimpern werden mit einer Schere gekürzt.
Um intra- und postoperative Schmerzen zu reduzieren und den Verbrauch von Allgemeinanästhetika zu senken, sollten Lokalanästhetika angewendet werden. Empfohlene Nervenblöcke sind:
Komplikationen
Bei der Enukleation sind verschiedene Komplikationen möglich, unter anderem:
- Ruptur des Bulbus
- intraoperative und postoperative Blutungen
- Infektionen
- Bildung von orbitalen Zysten bei ungenügender Entfernung des sekretorischen Gewebes (z.B. Konjunktiva)
- kontralaterale Erblindung
Nachsorge
Postoperativ sollte eine Kompressionsbandage angewendet werden, um Schwellungen zu reduzieren. Zusätzlich sollten die Patienten systemische Antibiotika und nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) erhalten.
Literatur
- Gilger BC. 2005. Equine Ophthalmology. Elservier Saunders. ISBN: 978-0-7261-0522-7
- Auer JA, Stick JA, Kümmerle JM. 2019. Equine Surgery. Fifth edition. Elsevier, Inc. 1220-1836. ISBN: 978-0-323-48420-6