Enucleatio bulbi (Hund)
Synonym: Enukleation
Englisch: enucleation
Definition
Prinzip
Bei der Enucleatio bulbi wird neben dem Augapfel auch noch die Nickhaut (3. Augenlid) entfernt. Im Gegensatz dazu werden bei der Exenteratio orbitae neben dem Augapfel und der Nickhaut zusätzlich noch das gesamte periorbitale Gewebe sowie die Lidränder reseziert.
Indikation
Eine Enucleatio bulbi kommt u.a. bei folgenden Erkrankungen zum Einsatz:
- schweres Trauma des Augens
- untherapierbares Glaukom
- Endophthalmitis
- Panophthalmitis
- intraokuläre Neoplasie
Eine Exenteratio orbitae hingegen wird bei intraorbitalen oder okulären Neoplasien bevorzugt, die über die Begrenzung des Bulbus oculi hinaus gehen.
Durchführung
Offene Methode
Am narkotisierten Hund wird eine laterale Kanthotomie durchgeführt. Die Schnittführung beginnt etwa 1 bis 2 cm vom Augenwinkel entfernt. Mit einer glatten Pinzette wird die Konjunktiva in der Nähe des Limbus fixiert, sodass eine perilimbale 360-Grad-Inzision durchgeführt werden kann. Danach werden die Konjunktiva, die Tenon-Kapsel und die extraokulären Muskeln mit einer gebogenen Metzenbaum-Schere oder einem Elektrokauter von der Sklera freipräpariert.
Lassen sich die Tränendrüsen nicht zusammen mit dem Bulbus oculi entfernen, sind diese separat in der Nähe des Ligamentum orbitale zu exzidieren. Sobald der Bulbus von allen Strukturen befreit wurde, erfolgt die Ligatur und Abtrennung des Nervus opticus mit einer Schere oder mittels Elektrokauter. Ein übermäßiges Ziehen am Nervus opticus ist unbedingt zu vermeiden, da eine Verletzung des Chiasma opticum zur Beeinträchtigung der Sehfähigkeit des anderen Auges führen kann.
Auftretende Blutungen sind mit sanften Druck oder mit Kalziumalginat zu stillen. Anschließend kann die Nickhaut und vom oberen sowie unteren Augenlid ein etwa 3 bis 4 mm großer Rand entfernt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Augenlider im medialen Bereich des Kanthus intakt bleiben. Gleichzeitig darf die Vena angularis oculi, die oberflächlich an der medialen Kanthussehne verläuft, nicht verletzt werden. Abschließend können sowohl die Konjunktiva, als auch das Septum orbitale und die Tenon-Kapsel mit einer fortlaufenden Naht (resorbierbares Nahtmaterial der Stärke 3-0) adaptiert werden. Die Subkutis vernäht man mit resorbierbarem Nahtmaterial (Stärke 3-0 oder 4-0), die Lidränder hingegen mit nicht-resorbierbaren Nahtmaterial (Stärke 3-0 oder 4-0).
Geschlossene Methode
Die Enucleatio bulbi kann auch geschlossen durchgeführt werden. Bei dieser Methode werden zu Beginn die Augenlider miteinander vernäht. Anschließend wird etwa 4-6 mm von den Lidrändern entfernt eine kreisförmige Inzision gesetzt. Mittels stumpfer Dissektion kann dann unter den Fornices conjunctivae und anschließend unter der Conjunctiva bulbi über dem Augapfel weiter in die Tiefe präpariert werden.
Bei dieser Technik werden die Lidränder, die gesamte palpebrale Konjunktiva, der Fornix, die bulbäre Konjunktiva und die Nickhaut en bloc reseziert. Durch die geschlossene Methode ist das Risiko einer Kontamination der Orbita geringer.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9