Entamöbiasis (Fleischfresser)
Synonym: Entamöbose des Fleischfressers
Definition
Als Entamöbiasis des Fleischfressers bezeichnet man eine Parasitose bei Hund und Katze.
Erreger
Es gibt einige Berichte über Spontanerkrankungen bei Hund und Katze durch Entamoeba histolytica. Entamoeba histolytica ist der Erreger der Amöbendysenterie bei Menschen und Tieren.
Die Trophozoiten sind 10 bis 60 μm groß und können in ihrer Form deutlich variieren. Sie sind dazu befähigt Pseudopodien auszubilden, die zur Fortbewegung und Nahrungsaufnahme dienen. Die Zysten sind zwischen 10 und 16 μm groß, enthalten vier Zellkerne und können nur im Darm von Primaten gebildet und so an die Umwelt ausgeschieden werden.
Vorkommen
Entamoeba histolytica ist weltweit verbreitet. Man findet den Parasiten beim Menschen, anderen Primaten und selten auch bei Hund und Katze. Erkrankungen werden in der Regel nur in warmen Klimazonen, vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen beobachtet.
Epidemiologie
Eine Infektion erfolgt v.a. durch orale Aufnahme von Zysten aus der Umwelt. Die Trophozoiten exzystieren im Darm und parasitieren primär im Lumen und auf der Mukosa des Dickdarms. Durch Zweiteilung vermehren sie sich.
Neben der Darmbesiedelung können sekundär auch andere Organe, vor allem die Leber befallen werden. Eine Enzystierung, bei der vierkernige Zysten aus jeweils einem Trophozoiten entstehen, findet nur im Darm von Primaten statt. Durch Ausscheidung gelangen diese Zysten als Dauerstadium in die Umwelt.
Während Trophozoiten in ausgeschiedener Form in kurzer Zeit absterben, können Zysten in warmen Klimazonen (28 bis 34 °C) mindestens 8 Tage im Erdboden infektiös bleiben.
Pathogenese
Die Trophozoiten dringen unter ungünstigen Bedingungen in die Darmwand ein und verursachen eine hämorrhagische Kolitis mit nekrotischen Herden.
Klinik
Hunde, die mit Entamoeba histolytica befallen sind, zeigen Schwäche, Bauchschmerzen, Anämie und Inappetenz. Im Bereich der Nase können wunde Stellen auftreten. Die Schleimhäute sind mit dicken, zähen und klaren Schleim bedeckt. Diarrhoe ist stets vorhanden, wobei bei akutem Verlauf der Kot schleimig-blutig, in chronischen Fällen mit gelatinös, schleimigen Beimengungen versehen ist.
Diagnose
Eine sichere Diagnose kann mittels Untersuchung von frisch ausgeschiedenem Kot auf Trophozoiten erfolgen. Mittels azangefärbtem Ausstrich oder der SAF-Methode können ebenfalls Entamoeba histolytica nachgewiesen werden.
Das Erkennen der Parasiten erfordert jedoch einiges an Erfahrung.
Therapie
Die Entamöbiasis des Fleischfressers kann mit Metronidazol (500 mg/kgKG p.o. 2x täglich über 10 Tage) oder Chloroquin in Kombination mit Etacridinlaktat (25 mg plus 25 mg/kgKG p.o. täglich über 4 Tage) behandelt werden.
Bedeutung für den Menschen
Die Entamöbiasis nimmt in Europa stets vom Menschen ihren Ausgang, da im Darm von Hunden und Katzen keine Zysten gebildet werden können. Außerdem gehen die in die Umwelt ausgeschiedenen Trophozoiten schnell zugrunde.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005