Echter Hopfen
Synonym: Gemeiner Hopfen
Englisch: common hop
Definition
Der Echte Hopfen, botanisch als Humulus lupulus bezeichnet, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hanfgewächse und wird als Zier-, Nutz- und Arzneipflanze kultiviert.
Merkmale
Humulus lupulus ist eine krautige, windende Pflanze. Der Stängel ist rechtswindend und besitzt mehr oder weniger ankerförmige Kletterhakenhaare. Es werden Wuchshöhen zwischen 2 und über 6 Metern erreicht. Die Blätter sind gelappt. Die Blütezeit erstreckt sich vor allem über die Monate Juli und August. Hopfen ist zweihäusig, weibliche und männliche Blüten kommen also auf unterschiedlichen Individuen vor. Die weiblichen Blütenstände werden von eiförmigen, ährigen Kätzchen ("Hopfendolden") gebildet. Männliche Blütenstände sind rispig angeordnet. Die Frucht ist eine 2,5 bis 5,0 mm lange Nuss. Als Lebensräume werden feuchte bis zeitweise überflutete Auenwälder, Waldränder und Gebüsche besiedelt.
Arzneidroge
Humulus lupulus dient als Stammpflanze zur Gewinnung der Arzneidroge Hopfenzapfen bzw.- blüten (Lupuli strobulus, Lupuli flos, Ph. Eur.). Es handelt sich um die ganzen, weiblichen, zapfenartigen und 2 bis 5 cm langen Blütenstände. Markant sind die dachziegelartig geschichteten Deckblätter. Merkmale der Droge sind eine zickzackförmige Blütenstandsachse, ca. 1,5 cm lange, eiförmige, zugespitzte Deckblätter, zwei kleinere Vorblätter in den Achseln der Deckblätter, unreife Früchte (Nüsse) und gelegentliche Laubblattfragmente. Die Deck- und Vorblätter sind hautig-pergamentartig und besitzen 5 bis 7 Hauptnerven. Bei Trocknung und Lagerung zerfallen die Blütenstände teilweise. Der Geruch der Droge ist charakteristisch würzig, der Geschmack würzig bitter. Gealterter Hopfen riecht unangenehm (Isovaleriansäure-artig).
Mikroskopisch zeigen sich unter anderem:
- zahlreiche circa 200 Mikrometer große, gelbe Drüsenschuppen mit einreihiger Schicht sezernierender Zellen in schüsselartiger Anordnung auf der Oberfläche, darüber eine gewölbte Cuticularhaube. Im Inneren der Drüsenschuppen ölig-harziges Sekret.
- stark wellig-buchtige Epidermiszellen von Deck- und Vorblättern.
- einzellige gerade oder gebogene (dolchartig) Haare auf Deck- und Vorblättern.
- Drüsenhaare mit ein- oder zweireihigem Stiel sowie zumeist vielzelligem, rundlichem Kopf.
Die Herkunft von pharmazeutisch genutztem Hopfen und Bierhopfen ist häufig identisch.
Inhaltsstoffe
Hopfenzapfen enthalten unter anderem:
- Bitterstoffe: 15 bis 30 % Phloroglucinderivate:
- Humulone (alpha-Hopfenbittersäuren): Humulon, Cohumulon, Adhumulon.
- Lupulone (beta-Hopfensäuren): Lupulon, Colupulon, Adlupulon. Lupulone selbst sind nicht bitter, werden jedoch zu bitter schmeckenden Derivaten umgesetzt.
- Während der Lagerung bildet sich Methylbutenol.
- bis 1,5 % ätherisches Öl mit Sesquiterpenderivaten wie alpha- und beta-Caryophyllen, Farnesen und Myrcen.
Die quantitative Zusammensetzung der Inhaltsstoffe ist sortenabhängig. Es existieren zahlreiche verschiedene Hopfensorten, die etwa an der charakteristischen Würze verschiedener Biersorten beteiligt sind.
Indikationen
Hopfenzapfen werden als pflanzliches Beruhigungsmittel und Amarum aromaticum eingesetzt. Indikationen sind beispielsweise Stress und unterstützende Behandlung von Schlafstörungen sowie Dyspepsie.
Die Anwendung erfolgt sowohl innerlich als auch äußerlich (Hopfenkissen, Bäder). Beruhigungsmittel (Fertigarzneimittel) mit Hopfen werden zumeist mit anderen Arzneipflanzen kombiniert, darunter Passionsblume, Melisse und Baldrian.
Pharmakologie
Das Wirkprinzip der sedativen Effekte ist nicht vollständig aufgeklärt. Einzelne Komponenten, etwa 2-Methyl-3-buten-2-ol, erwiesen sich im Tierversuch als sedierend und motilitätsmindernd. Möglicherweise binden Bestandteile des Hopfens an körpereigene Melatoninrezeptoren.
Eine östrogene Wirkung wird kontrovers diskutiert und ist, sofern vorhanden, vermutlich sortenabhängig. Als Bittermittel kann Hopfen die Magensaftsekretion anregen.
Nebenwirkungen
Vor allem der Kontakt mit frischem Pflanzenmaterial kann zu allergisch bedingter Dermatitis ("Hopfenpflückerkrankheit") führen. Vermutlich werden die sensibilisierenden Stoffe im Zuge der Trocknung weitestgehend abgebaut.
Literatur
- Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum akadem. Verlag.
- Bresinsky, Körner et al.: Strasburger - Lehrbuch der Botanik, Spektrum akadem. Verlag, 36. Aufl.
- Schneider: Arzneidrogen, 5. Aufl., Spektrum akadem. Verlag, 2004.
- Dingermann et al.: Pharmazeutische Biologie - Molekulare Grundlagen und klinische Anwendung, Springer Verlag, Frankfurt und München 2002.
- Rahfeld: Mikroskopischer Farbatlas pharmazeutischer Drogen, Spektrum akadem. Verlag, Heidelberg 2009.
- Schulz & Hänsel: Rationale Phytotherapie - Ratgeber für die ärztliche Praxis, Springer Verlag, 3. Aufl., 1996.