Delta-Delta-Lücke

Metabolische Azidosen werden klassischerweise in zwei Hauptformen unterteilt:

• High Anion Gap Metabolic Acidosis (HAGMA): Bicarbonatverlust durch Zugabe nicht gemessener Anionen (z. B. Laktat, Ketone).
• Normal Anion Gap Metabolic Acidosis (NAGMA): Bicarbonatverlust durch kompensatorischen Chloridanstieg (z. B. bei Diarrhö oder renalem Bicarbonatverlust).

Da im klinischen Alltag häufig Mischformen vorkommen, ist eine differenzierte Beurteilung, z. B. durch die Delta-Delta-Lücke, erforderlich.

Die Berechnung der Delta-Delta-Lücke erfolgt nach folgender Formel:

$${\displaystyle \Delta /\Delta ={\frac {\Delta AG}{\Delta [HCO_{3}^{-}]}}={\frac {gemesseneAG-NormwertAG}{NormwertHCO_{3}^{-}-gemesseneHCO_{3}^{-}}}}$$

wobei:

• Δ/Δ = Delta-Delta-Lücke
• ΔAG = Veränderung der Anionenlücke
• ΔHCO₃⁻ = Veränderung des Bicarbonat-Spiegels

Referenzwerte

• Normwert Anionenlücke: ca. 12 mmol/L (bei Albumin 4 g/dL)
• Normwert Bicarbonat: ca. 24 mmol/L

Es ist zu beachten, dass die AG ggf. albuminkorrigiert werden muss, da Albumin als Hauptanion einen erheblichen Einfluss hat.

$${\displaystyle korrigierteAG=gemesseneAG+2,5\times (4,0-Albumin)}$$

Die Delta-Delta-Lücke ist relevant bei:

• Laktatazidose
• Ketoazidose
• Intoxikationen (Methanol, Ethylenglykol)
• Renaler Azidose

Sie erlaubt das Erkennen zusätzlicher metabolischer Störungen, z. B. einer gleichzeitigen Alkalose bei schwerem Erbrechen oder einer gemischten Azidoseform bei Sepsis.

Die Delta-Delta-Lücke ist nur bei metabolischer Azidose mit erhöhter Anionenlücke sinnvoll. Sie ist kein alleiniger Beweis für Mischstörungen und sollte daher immer in Kombination mit Anamnese, Blutgasen, Albumin und Laktat interpretiert werden.

• Berend et al., Physiological Approach to assessment of Acid-Base Disturbances, The New England Journal of Medicine, 2014
• Reddy und Mooradian, Clinical utility of anion gap in deciphering acid-base disorders, Int J Clin Pract., 2009
• LITFL Delta Ratio, abgerufen am 17.12.2025