Chronisches Beckenschmerzsyndrom
Synonyme: chronisches abakterielles Schmerzsyndrom des Beckens
Englisch: chronic pelvic pain syndrome, CPPS, urologic chronic pelvic pain syndrome, UCPPS
Definition
Das chronische Beckenschmerzsyndrom, kurz CPPS, ist gekennzeichnet durch chronische Schmerzen in der Beckenregion, ohne dass ein Kausalfaktor (z.B. eine Infektion) nachweisbar ist.
Terminologie
Die Terminologie des chronischen Beckenschmerzsyndroms ist in der Literatur uneinheitlich. Häufig unterscheidet man zwischen dem CPPS des Mannes (CPPSm) und der Frau.
Ersteres wird meist mit der chronischen Prostatitis gleichgesetzt (CP/CPPS), wobei besser von einem primären Prostataschmerzsyndrom oder einer Prostatodynie gesprochen werden sollte. Bei der Frau wird das CPPS oft mit der interstitiellen Zystitis bzw. dem Blasenschmerzsyndrom (IC/BPS) gleichgesetzt.
Da es sich vermutlich um ein Erkrankungsspektrum handelt, spricht man zusammenfassend auch vom urologischen chronischen Beckenschmerzsyndrom (UCPPS).
CP/CPPS
Die genaue Ursache und Pathophysiologie der CPPSm ist derzeit (2023) unklar. Vermutlich handelt es sich um eine multifaktorielle Krankheit. Neben Entzündungsprozessen und neuronalen Veränderungen scheinen eine Beckenbodendysfunktion und psychische bzw. psychosomatische Faktoren eine Rolle zu spielen. Man unterscheidet vier klinische Domänen:
- urogenitaler Schmerz
- irritative und/oder obstruktive Miktionsbeschwerden ("lower urinary tract symptoms", LUTS)
- sexuelle Dysfunktion
- psychische Beeinträchtigung
Anamnestisch haben sich verschiedene Fragebögen bewährt (z.B. NIH-CPSI, IPSS, IIEF). Außerdem erfolgt eine urologische, neurologische und muskuloskelettale Untersuchung. Zum Ausschluss einer bakteriellen Prostatitis wird eine Urinuntersuchung inklusive 4-Gläser-Probe empfohlen. Je nach Symptomatik können weitere diagnostische Verfahren (z.B. Bildgebung) erwogen werden. Die Diagnose einer CPPSm ist bestätigt, wenn Beckenschmerzen mit oder ohne begleitende Beschwerden der anderen Domänen (LUTS, sexuelle Dysfunktion, psychische Beeinträchtigung) über mindestens drei der vergangenen sechs Monate vorhanden waren und weder ein uropathogener Erreger noch eine andere kausale Pathologie nachgewiesen werden kann.
Die Therapie erfolgt symptomatisch und individuell. Zum Einsatz kommen psychosomatische Behandlungen, schmerzmodulierende Antidepressiva, Alpha-Blocker, 5α-Reduktasehemmer, Botulinumtoxin A sowie auch Akupunktur oder extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT).
IC/BPS
Das CPPS der Frau wird auch als interstitielle Zystitis bezeichnet. Dabei kommt es zu häufigem, imperativem Harndrang, suprapubischen Schmerzen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Grundsätzlich ähnelt die Erkrankung der CP/CPPS. Assoziierte Komorbiditäten sind Depressionen, Reizdarmsyndrom und Fibromyalgie. Die Ursache ist derzeit (2023) ebenfalls unklar. Nach Ausschluss von Differenzialdiagnosen erfolgt eine symptomatische Therapie.
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