Thrombozytenglykoprotein IV
Synonyme: CD36, SCARB3, GP88, GPIIIB, GPIV, SR-B3
Englisch: platelet glycoprotein 4, CD36
Definition
Thrombozytenglykoprotein IV, auch als CD36 bezeichnet, ist ein Glykoprotein auf der Oberfläche von Blutplättchen. Es gehört zu den Scavenger-Rezeptoren (SCARB3).
Biochemie
Thrombozytenglykoprotein IV ist ein hoch-glykosyliertes Transmembranprotein, das u.a. von Thrombozyten, Makrophagen und Endothelzellen exprimiert wird. Beim Menschen besteht es aus 472 Aminosäuren, die zusammen ein Molekulargewicht von etwa 53 kDa haben. Durch die posttranslationale Glykosylierung schwillt das Molekulargewicht von CD36 auf ungefähr 88 kDa an. Neben der Glykosylierung werden die intrazellulären Domänen von Thrombozytenglykoprotein IV durch 4 Palmitoyl-Ketten modifiziert. Die genaue Funktion dieser Modifikation ist zur Zeit (2022) unbekannt. Die Tertiärstruktur des Rezeptors ist ebenfalls nicht vollständig entschlüsselt, jedoch wird als wesentliches Element ein hydrophober Transporttunnel angenommen.
Thrombozytenglykoprotein IV erkennt verschiedene Stoffe, z.B. Thrombospondin, Fibronectin, oxidiertes LDL, langkettige Fettsäuren und anionische Phospholipide sowie Kollagen vom Typ I, IV und V. Der Rezeptor dient dem Import von Fettsäuren in die Zelle und spielt deshalb eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel. Es hat darüber hinaus einen Einfluss auf Entzündungsprozesse und die Steuerung der Angiogenese.
Klinik
Der Malariaerreger Plasmodium falciparum verwendet Thrombozytenglykoprotein IV zur Zelladhäsion von parasitierten Erythrozyten an Endothelzellen. Das Glykoprotein soll zudem an der Entstehung der Atherosklerose beteiigt sein.
Transfusionsmedizin
Kaukasier exprimieren zu praktisch 100% das Thrombozytenglykoprotein IV. Ca. 5-10% der Menschen afrikanischer oder asiatischer Herkunft sind dagegen GPIV-negativ. Dieser Polymorphismus stellt ein thrombozytäres Blutgruppensystem dar.[1] Der ursprüngliche Name war Naka. Dabei werden zwei Typen unterschieden, bei Typ I wird gar kein GPIV gebildet, bei Typ II tragen die Thrombozyten kein GPIV, Monozyten dagegen schon. Typ I ist seltener.
GPIV-negative Individuen sind klinisch unauffällig. Wenn eine Typ I-Defizienz vorliegt, können sie durch Kontakt mit GPIV-positivem Blut sensibilisert werden und einen GPIV-spezifischen Antikörper bilden. Dieser wurde früher als Anti-Nak(a) bezeichnet. Der Antikörper kann eine Fetale Neonatale Alloimmunthrombozytopenie (FNAIT) oder ein Nichtansprechen auf Thrombozytentransfusionen verursachen.
Quellen
- ↑ Tomiyama Y et al: Identification of the Platelet-Specific Alloantigen, Naka, on Platelet Membrane Glycoprotein IV Blood 1990; 75(03): 684-687