Blutstauungsniere
Synonym: kongestive Nephropathie
Englisch: congestive nephropathy
Definition
Die Blutstauungsniere ist eine pathologische Veränderung der Nieren, bei welcher der Blutfluss durch die Nierenvenen beeinträchtigt ist. Dies führt zu einer Stauung des Blutes in den Nieren und geht mit einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion einher.
Ätiologie
Die Blutstauungsniere kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel:
- Rechtsherzinsuffizienz
- Pulmonale Hypertonie
- Nierenvenenthrombose
- Leberzirrhose mit portaler Hypertension
Seltenere Ursachen sind Perikardtamponade oder eine restriktive Kardiomyopathie.
Epidemiologie
Blutstauungsniere tritt vor allem bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (besonders NYHA III-IV) auf. Sie betrifft etwa 25–50 % der Patienten mit fortgeschrittener kardialer Dysfunktion – vorzugsweise ältere Patienten.
Einteilung
Die Blutstauungsniere kann in zwei Hauptformen unterteilt werden:
- Akute Stauungsniere: Plötzliche venöse Kongestion, oft bei akuter dekompensierter Herzinsuffizienz.
- Chronische Stauungsniere: Langfristige venöse Stauung mit fibrotischen Veränderungen der Niere.
Symptome
Typische Symptome bei Stauungsnieren sind Fieberschübe, Müdigkeit, Leistungsminderung sowie Flanken- und Rückenschmerzen. Zudem ist die Harnproduktion verringert (Oligurie). Bei der Blutstauungsniere lässt sich in Abgrenzung zur Harnstauungsniere zudem eine Hämaturie beobachten. Meist sind auch weitere Organe, wie z.B. Milz oder Leber betroffen, so dass zusätzliche Symptome auftreten können.
Unbehandelt kann sich eine terminale Niereninsuffizienz entwickeln.
Diagnostik
Neben der klinischen Untersuchung kommen folgende Diagnosemaßnahmen zum Einsatz:
- Urin- und Blutuntersuchungen zur Beurteilung der Nierenfunktion und der Herzinsuffizienz sowie zum Ausschluss von zugrundeliegenden Entzündungen oder Infektionen, z.B.:
- Serumkreatinin, Serumharnstoff, GFR
- BNP bzw. NT-proBNP
- Ultraschall: Vergrößerte, gestaut erscheinende Nieren
- Dopplersonographie: Reduzierte Nierenperfusion
- Angiographie, um Veränderungen in den Nierenarterien und -venen zu erkennen
- Echokardiographie zur Beurteilung der kardialen Funktion
Therapie
Im Zentrum der Therapie steht die Behandlung der Grunderkrankung. Dazu können Diuretika, ACE-Hemmer, Antikoagulanzien oder weitere Medikamente zur Behandlung der Herzinsuffizienz gegeben werden. Ergänzende Maßnahmen sind Flüssigkeitsmanagement und Kochsalzrestriktion.
Literatur
- European Society of Cardiology (ESC) Guidelines on Heart Failure (2021)
- Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) – Empfehlungen zur kardiorenalen Interaktion (2022)
- Ronco, C. et al. (2020). "Cardiorenal Syndrome: Pathophysiology and Clinical Management." Kidney International, 97(3), 555-567.