Bärentatzen-Zeichen
Englisch: bear-paw sign
Definition
Das Bärentatzen-Zeichen ist ein charakteristisches radiologisches Zeichen, das typischerweise bei einer xanthogranulomatösen Pyelonephritis (XGP) auftritt. Es beschreibt die segmentale Erweiterung und Umstrukturierung des Nierenparenchyms, wobei das betroffene Nierengewebe in der Bildgebung an die Form einer Tatze erinnert. Am besten ist es im kontrastmittelgestützen CT-Abdomen nachweisbar, seltener auch im Ultraschall oder in der MRT.
Beschreibung
Das Bärentatzen-Zeichen zeigt sich in Form mehrerer rundlicher, hypodenser Läsionen im Nierenparenchym, die erweiterte, nicht kontrastierte Kelchstrukturen repräsentieren. Sie sind von dünnem, durch die Kontrastmittelaufnahme hyperdensem Nierenparenchym umgeben. Das Gesamtmuster erinnert im axialen Schnittbild an die Abdrücke einer Bärentatze.
Neben diesen Veränderungen sind oft auch eine Nierenvergrößerung, dichte perinephrititsche Infiltrate sowie erweiterte Harnleiter nachweisbar. Gelegentlich lassen sich auch Verkalkungen erkennen.
Differentialdiagnose
- Nierenzellkarzinom (vor allem das multizystische NCC)
- chronische Pyelonephritis anderer Genese
- Nierentuberkulose
- Nierenabszess oder perinephritischer Abszess
- multilokuläres zystisches Nephrom
- Hydronephrose (ohne entzündliche Komponente)
Klinische Relevanz
Das Bärentatzen-Zeichen ist hoch spezifisch für eine fortgeschrittene XGP und ein wichtiges Diagnosekriterium, da die Erkrankung oft mit unspezifischen Symptomen einhergeht und leicht mit einem onkologischen Krankheitsbild verwechselt werden kann. Eine frühzeitige Erkennung kann ggf. unnötige Biopsien verhindern. Die Kombination aus Bildgebung und Klinik führt zur Diagnose.
Die XGP ist durch eine radikale Nephrektomie behandelbar, wobei postoperativ eine pathohistologische Sicherung empfohlen wird.
Literatur
- Dyer RB, Chen MY, Zagoria RJ. Classic signs in uroradiology. Radiographics. 2004;24 Suppl 1 (suppl 1): S247-80. doi:10.1148/rg.24si045509