Abwehrmechanismus
Englisch: defense mechanism
Definition
Unter einem Abwehrmechanismus versteht man in der Psychoanalyse bzw. Psychotherapie eine Methode des "Ichs", den Bedürfnissen bzw. Trieben des "Es" gegenüberzutreten, die entweder generell oder aufgrund der momentanen Situation vom Über-Ich, dem Gewissen, verboten worden sind. Abwehrmechanismen treten nicht bewusst, sondern weitgehend unbewusst auf. Der Begriff des Abwehrmechanismus wurde vom Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, eingeführt.
Hintergrund
Freud ging davon aus, dass Menschen Abwehrmechanismen tagtäglich einsetzen und sie nur pathologisch werden, wenn eine Person sich zu sehr auf einen Abwehrmechanismus fixiert. Aus diesem Grund misst ein erkrankter Mensch seiner Krankheit einen funktionalen Wert zu.
Krankheiten entstehen nach dieser Theorie nicht zufällig, sondern haben einen bestimmten Zweck. Psychoanalytiker gehen davon aus, dass erkrankte Menschen versuchen, über ihre Symptome etwas auszudrücken und zu bewirken.
Bei den meisten Abwehrmechanismen handelt es sich um unbewusste Vorgänge, die der Abwehr von Angst dienen. Das Abwehrverhalten kann je nach Intensität und individueller Abwehrpräferenz zu Selbsttäuschungen in unterschiedlichem Ausmaß führen und damit auch zu erheblichen Verzerrungen der Realität. Die Wirkung kann sich in vielfältiger Weise äußern und sich beispielsweise in Form einer selektiven Wahrnehmung oder einer Verschiebung von Impulsen und Affekten zeigen.
Abwehrmechanismen können verhindern, dass unlustvolle, schmerzhafte, inakzeptable und bedrohliche Impulse und Affekte, wie z.B. Angst, Schuldgefühle, Aggressionen oder Gefühle der Ohnmacht, der Überforderung, der Orientierungslosigkeit und Minderwertigkeit, ins Bewusstsein gelangen. Dabei können die bedrohlichen Inhalte, je nach Art der Abwehr, entweder dem Bewusstsein vollständig entzogen oder auf ein verträgliches Maß reduziert und abgemildert werden.
Arten von Abwehrmechanismen
Freud ging in seiner psychoanalytischen Theorie von neun grundlegenden Abwehrmechanismen aus. Seine Theorie wurde im Laufe der Jahre durch Vertreter der psychoanalytischen und tiefenpsychologischen Methodik ergänzt und modifiziert. Einige der Abwehrmechanismen, die von den auf Freud folgenden Generationen definiert wurden, lassen sich auf Freuds ursprüngliche Theorie zurückführen und stellen teilweise lediglich eine Unterteilung dar. Zu den Abwehrmechanismen zählen u.a.:
- Fixierung
- Identifikation
- Projektion
- Konversion
- Introjektion
- Rationalisierung
- Reaktionsbildung
- Regression
- Sublimierung/Sublimation
- Ungeschehenmachen
- Verdrängung
- Reversion (Verkehrung ins Gegenteil)
- Verschiebung
- Verleugnung bzw. Leugnung der Realität
- Affektisolierung