Projektion (Psychologie)
von lateinisch: proiacere, proiectus - vorwerfen, fortjagen, verschmähen
Definition
Projektion hat in der Psychologie unterschiedliche Bedeutungen:
- Sigmund Freud verstand unter Projektion einen Abwehrmechanismus, der die eigenen, unerträglichen Gefühle, Phantasien und Wünsche einem anderen Menschen oder Objekt zuschreibt und sie dort stellvertretend verfolgt und bekämpft.
- Carl Gustav Jung beschreibt Projektion als das Zuschreiben von den eigenen, in der Psyche angelegten, Archetypen auf andere Menschen oder Objekte.
Formen der Projektion
- Die Projektion des Archetyps "Mutter" auf die eigene Mutter sowie auf andere Frauen. Diese Projektion kann zu einem Mutterkomplex führen und ist somit die Ursache verschiedener psychischer Störungen.
- Die Projektion des Archetyps "Schatten", d.h. all jener verdrängten Persönlichkeitsanteile, Eigenschaften, Taten, Phantasien und Wünsche die der Mensch auf andere überträgt - um so eine Distanz zu schaffen und einen "sicheren" Krieg führen zu können. Hier sind besonders jene Eigenschaften gemeint, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen und bei deren Wahrnehmung Scham und Schuldgefühle aufkommen. Dieser Abwehrmechanismus kann zu persönlichen zwischenmenschlichen Konflikten führen, kann aber auch als gesellschaftliches Phänomen in Kriegen und bei der Verfolgung Andersdenkender auftreten.
- Projektion umfasst auch das Hineininterpretieren eigener nicht eingestandener Vorstellungen auf gesellschaftlich mächtige Personen (oder sogar einen "Gott"), um so die eigenen Vorstellungen zu rechtfertigen und ihnen Nachdruck zu verleihen.
- Eine besondere Form der Projektion ist die Übertragung. Hier werden in bestimmten Kontaktsituationen – wie zum Beispiel während eines therapeutischen Gespräches - unbewusste Wünsche geweckt und auf das Gegenüber übertragen.
Projektion in der Gestalttherapie
In der Gestalttherapie gilt die Projektion als Kontaktstörung, bei der die projizierende Person das Gegenüber zunächst negiert und ihm dann seine eigenen Interpretationen und Phantasien überstülpt. Im schlimmsten Fall handelt es sich dabei um eigene abgelehnte Eigenschaften. An Stelle der objektiven Wahrnehmung des Gegenübers tritt eine Unterstellung des Projektierenden – der Kontakt ist gestört. Projektion entsteht oft als Folge von Introjektion. Da man selbst nicht wütend sein darf, wird die eigene unterdrückte Wut in das Gegenüber projiziert und dann dessen Aggression bejammert und bekämpft.
Die Projektion muss jedoch auch als eine Fähigkeit des Menschen betrachtet werde. Sie wird dort notwendig, wo eine gewisse Kategorisierung notwendig ist, um einen neuen Kontakt einzugehen. So ist die Unterstellung der Vertrauenswürdigkeit des Gegenübers zwar eine Projektion - ohne diese Unterstellung würde sich der Prozess des Kennenlernens jedoch sehr in die Länge ziehen.
Therapieziel
Es wird versucht, den Projizierenden dabei zu unterstützen, die uneingestandenen Anteile seiner Persönlichkeit zu sehen und nach und nach zu integrieren. Wenn der Klient sich erlaubt, diese Eigenschaften oder Emotionen zurück zu nehmen und ihren inhärenten Wert erkennt, wird sein starres Identitätsgefühl gelockert und er erfährt eine Erweiterung seiner Fähigkeiten.
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