APL-Differenzierungssyndrom
Synonyme: ADS, ATRA-Syndrom, Retinsäuresyndrom
Englisch: differentiation syndrome, ATRA syndrome
1. Definition
Beim APL-Differenzierungssyndrom, kurz ADS, handelt es sich um einen Symptomkomplex akut auftretender Nebenwirkungen infolge der Therapie mit bestimmten Medikamenten, die bei der akuten Promyelozytenleukämie zum Einsatz kommen.
2. Hintergrund
Für die Therapie der akuten Promyelozytenleukämie kommen all-trans-Retinsäure (ATRA) sowie Arsen-trioxid (ATO) zur Anwendung. Die Kombination dieser Medikamente führt zur Ausdifferenzierung der unreifen Promyelozyten und der anschließenden Apoptose dieser Zellen. Dabei werden unter anderem Zytokine freigesetzt, die zu einer vermehrten Gefäßpermeabilität führen und Ödeme bzw. Ergüsse bedingen.
Unter ATO-Therapie wurde eine Häufigkeit von 25 % beobachtet. Eine Kombinationstherapie von ATRA und ATO sowie hohe Leukozytenzahlen (> 10.000/μl) erhöhen das Risiko für das Auftreten eines APL-Differenzierungssyndroms.
3. Symptome
Meist treten Symptome innerhalb der ersten 2 Wochen nach Therapiebeginn auf. Beim ADS handelt es sich um eine klinische Diagnose, die anhand der vorliegenden Symptome bzw. Befunde gestellt wird:
Um die Diagnose zu stellen, sind drei Symptome ausreichend. Bereits beim Vorliegen eines der genannten Symptome besteht der akute Verdacht auf ein vorliegendes ADS.
4. Therapie
Prophylaktisch kann parallel zur ATRA oder ATO-Therapie Prednison gegeben werden.
Beim Vorliegen eines ADS muss Dexamethason intravenös über mindestens 3 Tage verabreicht werden. Daneben sollte eine diuretische Therapie erfolgen. Unter Dexamethason-Gabe kann bei leichterer Symptomatik die Therapie fortgeführt werden. Bei schweren Symptomen oder Intensivpflichtigkeit sollte erst nach Rückbildung der Symptome die Therapie mit den auslösenden Medikamenten und in halber Dosierung fortgeführt werden.
5. Prognose
Ohne adäquate Therapie liegt die Letalität bei über 30 % – daher ist eine Glukokortikoidgabe zwingend erforderlich. Nach Reduktion der Leukozytenzahl verringert sich das Risiko für das erneute Auftreten eines ADS.