Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom
Synonym: Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom
Englisch: non-small cell lung cancer, NSCLC
Definition
Als nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, kurz NSCLC, bezeichnet man ein Bronchialkarzinom, das bei mikroskopischer Betrachtung aus größeren Zellen besteht.
Einteilung
Die nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome machen ca. 80% aller Bronchialkarzinome aus. Pathohistologisch unterscheidet man:
- Plattenepithelkarzinom (verhornend, nicht verhornend, basaloid): ca. 30 %
- Adenokarzinom (präinvasiv, minimal-invasiv, invasiv): ca. 35 %
- Großzelliges Karzinom: ca. 15 %
- Neuroendokrine Tumore
- Karzinoid (typische, atypisch)
- kleinzelliges Karzinoid (SCLC9)
- großzelliges neuroendokrines Karzinom (LCNEC)
Die Stadieneinteilung erfolgt beim NSCLC nach der TNM- Klassifikation. Daraus leitet sich die Stadieneinteilung nach UICC ab. (0, Ia, Ib, IIa, IIb, IIIa, IIIb, IV; abhängig von der Größe des Tumors, der Lokalisation, sowie Lymphknoten- und Fernmetastasierung) ab.
Symptomatik und Diagnostik
siehe Hauptartikel: Bronchialkarzinom
Therapie
Primär kommen eine OP (chirurgische Tumorentfernung), stadienabhängig auch Radiotherapie bzw. Radiochirurgie oder Chemotherapie und unterstützende Therapiemaßnahmen in Betracht.
Frühstadium
Die primäre Strategie beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom ist die Operation. Im Frühstadium Ia bis IIb (bis T3N0 oder T2N1, entspricht ca. 25% der NSCLC), ist oft eine kurative Therapie durch Resektion des Primärtumors mit Lobektomie, evtl. mit Bilobektomie und mediastinaler Lymphadenektomie möglich. Ist der Tumor im Frühstadium ungünstig gelegen oder bereits weit ausgedehnt und keine OP möglich, oder wird die OP durch den Patienten abgelehnt, so ist eine Radiotherapie mit 60-70 Gy eine Alternative zur OP. Da eine hohe Strahlungsdosis erforderlich ist, um den Tumor nachhaltig zu zerstören (Vernichtungsdosis ca. 55 Gy), kommen nicht selten Strahlennebenwirkungen wie Ösophagitis, Pneumonitis, Lungenfibrose , Myo- bzw. Perikarditis oder Myelitis vor.
In einigen Fällen ist es hilfreich, vor der OP eine neoadjuvante Radiotherapie, Chemotherapie oder kombinierte Radiochemotherapie durchzuführen, um den Tumor zu verkleinern (sogenanntes down staging) und besser oder überhaupt operieren zu können.
Fortgeschrittenes Stadium
Bei fortgeschrittenerem Stadium IIIa bis IIIb (bis T4N2 oder jedes TN3, ca. 25% der NSCLC) ohne Metastasen ist primär keine OP angezeigt. Als Therapiestandard gilt heute (2019) eine sequenzielle Radiochemotherapie. Als Erstlinientherapie kommen Kombinationen aus den Substanzen Cisplatin, Carboplatin, Docetaxel, Gemcitabin, Pemetrexed oder Bevacizumab in Frage.
Ergänzend dazu ist eine Antikörpertherapie möglich. Seit Ende 2005 ist in Deutschland Erlotinib, ein Tyrosinkinasehemmer, zugelassen, welcher den Wachstumsfaktor HER1 blockiert und die Prognose verbessern kann. Alternativ kann Gefitinib eingesetzt werden. Weitere Substanzen (z.B. Pralsetinib) befinden sich in klinischer Prüfung.
Bei fortgeschrittenen Tumoren mit KRAS-G12C-Mutation kann der KRAS-Inhibitor Sotorasib als Monotherapie eingesetzt werden.
Nach erfolgloser Chemotherapie ist eine Zweitlinientherapie mit Checkpoint-Inhibitoren wie Atezolizumab, Durvalumab oder Pembrolizumab möglich.
Endstadium
Ab Stadium IV, d.h. bei Vorhandensein von Fernmetastasen und inoperablem Befund ist eine palliative Chemotherapie (z.B. mit Gemcitabin) und eine Radiotherapie möglich, bringt jedoch in der Regel (im Vergleich zur besten supportiven Therapie) durchschnittlich nur eine Lebensverlängerung um wenige Wochen. Zur palliativen Therapie gehört vor allem eine adäquate Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema.
Bei Knochenmetastasen werden unterstützend Bisphosphonate gegeben, bei Atembeschwerden erfolgt ggf. eine bronchoskopische Stent-Implantation, eine Lasertherapie oder ggf. eine transpulmonale Chemoembolisation.
Therapiekontrolle
Generell ist eine Kontrolle des Therapiefortschritts mittels Röntgenthorax bzw. CT des Thorax durchzuführen.
Prognose
Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt im günstigen Fall (T1N0M0) ca. 60%, bei Tumoren mittlerer Größe (T2N0M0) ca. 40% und bei vorhandensein von Lymphknotenmetastasen (T1N1M0) nur noch 20%, bei größeren Tumoren mit Lymphknotenbefall oder Metastasen ist die Überlebensrate noch geringer.
Quiz
Bildquelle
- Bildquelle Quiz: ©Robina Weermeijer / Unsplash
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