Virostatikum
Synonym: Virustatikum
Englisch: virostatic agent
Definition
Als Virostatika bezeichnet man die Gruppe von Medikamenten, die in den Vermehrungs- oder Freisetzungsprozess von Viren hemmend eingreift und damit zur Therapie oder Prävention von viralen Erkrankungen verwendet werden kann.
Das entsprechende Adjektiv lautet virostatisch oder virustatisch. Es bedeutet "virushemmend".
Hintergrund
Im Gegensatz zu Bakterien haben Viren keinen eigenen Stoffwechsel, sondern benutzen oft Enzyme, Makromoleküle und Organellen der Wirtszelle. Daher müssen geeignete Medikamente hochspezifisch zwischen zellulären und viralen Strukturen unterscheiden. Da es zur Zeit (2019) nicht möglich ist, bereits in die Wirtszelle eingeschleuste Virus-RNA oder -DNA vollständig zu entfernen, fokussieren sich die therapeutischen Ansatzpunkte vor allem darauf, die Vervielfältigung des Virusgenoms zu verhindern.
Ähnlich wie bei Antibiotika, können auch gegen Virostatika Resistenzen auftreten.
Wirkmechanismen
Virostatika können an verschiedenen Vorgängen innerhalb des viralen Zyklus eingreifen:
- Hemmung der Bindung des Virus an die Wirtszelle
- Experimentelle Anwendung von Antikörpern
- Hemmung des Uncoating (M2-Ionenkanal)
- Hemmung der Polymerasen
- Nukleosidanaloga
- Anwendung gegen HI-Viren (Reverse Transkriptase)
- Anwendung gegen Herpesviridae (DNA-Polymerase)
- Anwendung gegen andere Viren (Hemmung der RNA-Polymerase)
- Pyrophosphatanaloga
- Nichtnukleosidische Polymerasehemmer
- Nukleosidanaloga
- Hemmung viraler Reifungsenzyme
- Anwendung gegen HI-Viren (Hemmung der HIV-Protease)
- Anwendung gegen Influenza-Viren (Hemmung der Neuraminidase)
- Hemmung der Integrase
- Hemmung des Kapsids
- Weitere nichtvirusspezifische Medikamente
Übersicht der Virostatika
Nebenwirkungen
Virostatika können erhebliche Nebenwirkungen auslösen. Dazu zählen Symptome wie Schwächegefühl, allgemeine Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Unruhe und Schlafstörungen, bis hin zu hohem Fieber mit Behandlungsbedarf.