Oligoasthenoteratozoospermie
Synonym: OAT-Syndrom
Definition
Bei einer Oligoasthenoteratozoospermie besteht eine Einschränkung der Zeugungsfähigkeit (Fertilität) des Mannes, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Im Spermiogramm liegt die Kombination folgender Störungen des Ejakulats vor:
- Oligozoospermie: Zu geringe Anzahl von Spermien (< 15 Mio./ml)
- Asthenozoospermie: Zu wenig bewegliche Spermien. Weniger als 40% der Spermien sind beweglich oder weniger als 32% sind progressiv beweglich.
- Teratozoospermie: Fehlgebildete Spermien. Weniger als 30% der Spermien nach WHO-Kriterien oder weniger als 14% nach strict criteria weisen eine normale Form auf.
Hintergrund
Die Oligoasthenoteratozoospermie ist die häufigste Ursache der männlichen Infertilität. Liegt eine Spermienproduktionsstörung vor, sind nämlich meist alle drei Parameter betroffen.
Ursachen
Die Ursachen eines OAT-Syndroms können vielfältig sein. Entweder liegt ein Defekt in der Spermienbildung (Spermiogenese) oder beim Spermientransport in den Samenwegen vor. Zu den möglichen Ursachen zählen:
Angeborene Störungen
- Hodenhypoplasie
- Hodendystopien (Hodenektopie, Hodenretention)
- Chromosomale Defekte (z.B. Klinefelter-Syndrom)
- Erbkrankheiten (z.B. Mukoviszidose)
Hormonelle Störungen
- LH-Mangel
- FSH-Mangel
- Testosteronmangel
- Hypothyreose
- Hyperthyreose
Immunologische Störungen
Infektionen
- Mumpsorchitis
- Prostatitis
- Epididymitis (Nebenhodenentzündung)
- Geschlechtskrankheiten (Gonorrhoe, Syphilis, Chlamydien, Mykoplasmen u.a.)
Thermische Faktoren
Da die Spermiogenese sehr anfällig gegenüber Wärme ist, kann das Spermiogramm - bei häufigem Gebrauch - beeinträchtigt werden durch:
- Sitzheizung
- Sauna
Auch fieberhafte Infekte können durch die Erhöhung der Körpertemperatur zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Spermiogenese führen.
Lokalfaktoren
Iatrogene Faktoren
- Wiederholte Leistenbruchoperationen
- Bestrahlung des Beckenraums
- Polychemotherapie
Allgemeinerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Adipositas
- Untergewicht
- Fehlernährung
- Niereninsuffizienz
- Leberzirrhose
- Hämochromatose
- Stress
Noxen
- Drogen (z.B. Nikotin, Alkohol, Cannabis)
- Anabolika
- Medikamente (z.B. Zytostatika)
- Umweltgifte
Trotz der Vielzahl der in Frage kommenden Möglichkeiten ist die Ursache eines OAT-Syndrom häufig nicht zu ermitteln. Bleibt die Ursache im Dunkeln, spricht man von einer idiopathischen Oligoasthenoteratozoospermie.
Einteilung
So wie für die jeweiligen Spermiogrammparameter die Einschränkung in drei Grade eingeteilt wird, gibt es auch drei Grade der OAT, die sich im Wesentlichen nach der Spermienkonzentration richten:
OAT I
- 10-20 Mio. Spermien/ml
- 30-50% progressiv bewegliche Spermien
- 10-30% Normalformen nach WHO
- 4-14% Normalformen nach strict criteria
OAT II
- 5-10 Mio. Spermien/ml
- 20-30% progressiv bewegliche Spermien
- < 10% Normalformen nach WHO
- < 4% Normalformen nach strict criteria
OAT III
- < 5 Mio. Spermien/ml
- < 20% progressiv bewegliche Spermien
- < 10% Normalformen nach WHO
- < 4% Normalformen nach strict criteria
Bei OAT I ist die Zeugungsfähigkeit eher leicht beeinträchtigt. Bei Grad II-III ist die Zeugungsfähigkeit deutlich bis stark eingeschränkt.
Therapie
In manchen Fällen kann durch eine Änderung der Lebensgewohnheiten (Anabolikamissbrauch, Alkoholkonsum) oder eine Operation (bei Varikozelen) eine Verbesserung der Fertilität erreicht werden. In den meisten Fällen bleibt nur der Weg der künstlichen Befruchtung mittels IVF/ICSI.
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