Hämolyse
von griechisch: haima - Blut; lysis - Auflösung
Synonym: Hämatozytolyse
Englisch: h(a)emolysis
Definition
Unter Hämolyse versteht man die Auflösung von Erythrozyten durch Zerstörung der Zellmembran mit Übertritt von Hämoglobin in das Plasma. Sie kann innerhalb oder außerhalb des Körpers stattfinden. Das entsprechende Adjektiv lautet hämolytisch.
Ätiologie
Hämolysen können durch verschiedene Grunderkrankungen, durch mechanische Prozesse oder genetische Dispositionen entstehen. Zu den Ursachen zählen:
- Physiologische Hämolyse (Erythrozytenalter)
- Mechanische Überbeanspruchung (z.B. bei Marschhämoglobinurie, extrakorporalem Kreislauf oder Herzklappenersatz)
- Thermische Schädigung (Erhitzung)
- Osmotische Schädigung (z.B. durch hyper- oder hypoosmolaren Flüssigkeiten)
- Immunreaktion gegen Membranbestandteile (u.a. Rhesusinkompatibilität)
- Toxische Zerstörung (z.B. durch Schlangengifte)
- Parasiten (z.B. Malaria)
- Bakterielle Enzyme (z.B. Erythrogenes Toxin von Streptokokken)
- Strukturelle Minderwertigkeit (u.a. bei Sichelzellenanämie)
Eine Hämolyse kann innerhalb des Gefäßsystems (intravasal) oder außerhalb des Gefäßsystems (extravasal) auftreten, z.B. bei einem Hämatom oder dem Abbau der Erythrozyten im Retikulo-endothelialen System.
Weiterhin kann eine Hämolyse auch ex vivo auftreten, z.B. durch unsachgemäße Blutentnahme (Scherkräfte bei Anwendung von zu hohem Sog), unkontrollierte Erwärmung beim Versuch des Warmtransports oder Einfrieren von Vollblut. Diese Handhabungsfehler sind auch bei Erythrozytenkonzentraten von Bedeutung. Diese müssen deshalb vor der Transfusion optisch auf Hämolyse geprüft werden (lackartige Verfärbung).
Diagnostik
Zur Identifikation der Ursache einer Hämolyse sind die Anamnese zur Abklärung von Vorerkrankungen (z.B. Infektionen, Gallensteine, Erbkrankheiten, Medikamente) und ein Blutausstrich von Bedeutung. Anschließend folgen labordiagnostische Verfahren.
Laborwerte
Folgende Messwerte können im Rahmen der Hämolysediagnostik erfasst werden:
- Lactatdehydrogenase (LDH) (erhöht >240 U/l)
- Haptoglobin (erniedrigt <100 mg/dl)
- indirektes Bilirubin (erhöht)
- Kalium (erhöht bei massiver Hämolyse)
- freies Hämoglobin im Serum (erhöht)
- Retikulozytenzahl (erhöht bei reaktiv gesteigerter Erythropoese)
- Coombs-Test (positiv bei Antikörpern gegen erythrozytäre Antigene)
Das Serum kann nach Zentrifugation außerdem optisch auf Verfärbung geprüft werden. Des Weiteren kann der Nachweis einer Hämoglobinurie über Erythrozyten-Testfeld des Urinteststreifens erfolgen.
siehe auch: Hämolyseparameter
In der Labormedizin ist die Hämolyse ein bekanntes präanalytisches Problem. Hierbei ist zu unterscheiden, ob es sich um eine "echte", pathologische Hämolyse oder ein Artefakt handelt.
Hämolyse im Blutagar
Die Zerstörung von untergemischten Erythrozyten in bakteriellen Nährböden macht man sich bei der Erregeridentifizierung - auch im Rahmen einer Hämolyse - zunutze. Nachgewiesen werden können z.B. die hämolytischen Streptokokken.
Aufgrund des Wachstumsverhaltens auf Blutagar unterscheidet man drei Formen der bakteriellen Hämolyse:
siehe auch: Hämolysierende Streptokokken
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache.
Komplikationen
Durch die Hämolyse werden Erythrozyten zerstört und Hämoglobin sowie andere zytoplasmatische Bestandteile (vor allem Lactatdehydrogenase und Kalium) freigesetzt. Sie sind dann im Blut vermehrt nachweisbar.
In der Konsequenz kann es - je nach Ausmaß der Hämolyse - zu Anämie, Ikterus und Hämoglobinurie mit den entsprechenden Folgen (z.B. Crush-Niere) kommen. Eine fortdauernde Hämolyse, die nicht durch Erythropoese kompensiert werden kann, führt zum Krankheitsbild der hämolytischen Anämie.
Literatur
- Arasteh, Baenkler et al.: Innere Medizin. 2. Auflage, 2009. Thieme Verlag
- Lippi G, Favaloro EJ, Franchini M: Haemolysis index for the screening of intravascular haemolysis: a novel diagnostic opportunity? Blood Transfus. 2018 May 8:1-5. doi: 10.2450/2018.0045-18.
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