Adalimumab
Referenzpräparat: Humira®
Biosimilars: Abrilada®, Amgevita®, Hukyndra®, Hulio®, Hyrimoz®, Idacio®, Imraldi®, Yuflima®
Synonym: Adalimumabum
Englisch: adalimumab
Definition
Adalimumab ist ein Arzneistoff, der zur Therapie von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn) sowie bei schweren Fällen von Psoriasis angewendet wird.
Chemie
Adalimumab ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper. Es handelt sich um ein rekombinant hergestelltes menschliches Immunglobulin G1 (IgG1).
Wirkmechanismus
Adalimumab bindet spezifisch an den Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und neutralisiert seine biologischen Funktionen, indem es die Interaktion mit den zellständigen TNF-Rezeptoren blockiert. So bleibt u.a. die Induktion verschiedener Adhäsionsmoleküle (ELAM-1, VCAM-1 und ICAM-1) aus, die für die Migration von Leukozyten verantwortlich sind.[1]
Pharmakokinetik
Die subkutane Bioverfügbarkeit beträgt etwa 64 %. Maximale Serumkonzentrationen werden innerhalb von 5 Tagen erreicht. Die Halbwertszeit beträgt durchschnittlich 14 Tage.
Indikationen
Adalimumab ist bei Erwachsenen zur Behandlung folgender Erkrankungen indiziert:[1]
- Psoriasis
- Rheumatoide Arthritis
- Psoriasis-Arthritis
- Ankylosierende Spondylitis (AS), axiale Spondyloarthritis ohne Röntgennachweis einer AS und Psoriasis-Arthritis
- Morbus Bechterew
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Uveitis
- Hidradenitis suppurativa
- sonstige Autoimmunerkrankungen
Bei Kindern ist Adalimumab indiziert bei:[1]
- Polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis ab einem Alter von 2 Jahren
- Enthesitis-assoziierter Arthritis ab einem Alter von 6 Jahren
- Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 17 Jahren
- Hidradenitis suppurativa bei Jugendlichen ab 12 Jahren und mit einem Gewicht von mindestens 30 kg
- Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 17 Jahren
- Uveitis bei Kindern und Jugendlichen ab einem Alter von 2 Jahren
Off-label wurde der Wirkstoff im Rahmen klinischer Studien bei COVID-19 zur Vermeidung eines Zytokinsturms eingesetzt.[2]
Darreichungsformen
Adalimumab liegt als Injektionslösung zur subkutanen Applikation (s.c.) vor.
Dosierung
Die empfohlene Dosis liegt bei 40 mg alle 14 Tage. Je nach Krankheitsbild kann die Anfangsdosis auch über 40 mg liegen. Für Kinder unter vier Jahren liegt die Höchstdosis bei 20 mg.
Psoriasis
Die initiale Dosierung beträgt 80 mg s.c.; nach 1 Woche werden 40 mg s.c. und danach alle 2 Wochen 40 mg s.c. appliziert.
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
Die initiale Dosierung beträgt 80–160 mg s.c.; danach werden 40 mg s.c. alle 2 Wochen appliziert.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Immunsuppression und ein damit zusammenhängendes erhöhtes Infektionsrisiko
- gesteigerte Tumorgenese
- mögliche Reaktivierung einer Tuberkulose
- Leukopenie
- Anämie
- Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen
- Myokarditis
- Reaktionen an der Injektionsstelle
- Allergische Reaktionen
Kontraindikationen
- Herzinsuffizienz (NYHA III und IV)
- Tuberkulose
- Abszesse, Sepsis
Schwangerschaft und Stillzeit
Der IgG-Antikörper wird inbesondere im dritten Trimenon diaplazentar übertragen.Es zeigt sich bisher (Stand 2024) kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko, die Datenlage ist aber insgesamt eher gering. Gehäufte Infektionen bei Säuglingen, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Adalimumab behandelt wurden, wurden nicht beobachtet. Es wird empfohlen, Lebendimpfungen beim Säugling frühestens 5 Monate nach der letzten intrauterinen Adalimumab-Exposition durchzuführen (gängige Lebendimpfungen sind vorher ohnehin nicht empfohlen). Es kann unter Adalimumab-Therapie gestillt werden.[3]
Toxizität
In klinischen Studien wurde als höchste mehrfache intravenöse Dosis 10 mg/kgKG eingesetzt. Dies ist ungefähr 15-mal höher als die empfohlene Dosis. Dabei wurde außer den bekannten Nebenwirkungen keine dosisbegrenzende Toxizität beobachtet.[1]
Zulassung
Die Zulassung für Adalimumab in Europa wurde 2003 erteilt und 2008 verlängert. Seit 2018 sind in Deutschland Biosimilars erhältlich.
ATC-Code
- L04AB04 - Antineoplastische und immunmodulierende Mittel - Immunsuppressiva - Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha)-Inhibitoren
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Humira® EMA, abgerufen am 04.03.2023
- ↑ Mahase: Covid-19: Anti-TNF drug adalimumab to be trialled for patients in the community BMJ, Oktober 2020
- ↑ https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/adalimumab
Literatur
- Aktories K et al. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 13. Aufl., München: Elsevier 2022
- Geisslinger G et al. Mutschler Arzneimittelwirkungen: Pharmakologie - Klinische Pharmakologie - Toxikologie. 11. Aufl., Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2020
Weblinks
- PharmaWiki - Adalimumab, abgerufen am 04.03.2023
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Adalimumab, abgerufen am 04.03.2023
- Drugs.com - Adalimumab, abgerufen am 04.03.2023